Bei dem Punkt muß ich mich sowieso auf die Aussage meines Vaters verlassen, denn der hat sie geladen. Er hat das schon unzählige Male gemacht, aber wer weiß, vielleicht hat er sich genau diesmal geirrt. Wie auch immer, jetzt bin ich wieder ein bisschen schlauer geworden. Nächstes Mal wird gemessen und dann erst eingebaut.
Das Phänomen nennt sich "Polsprung" und entsteht, wenn eine extrem tiefentladene Batterie längere Zeit in der Gegend rumsteht. Kritisch ist erfahrungsgemäß eine Ruhespannung von deutlich unter 10 Volt, es kommt aber extremst selten vor - Unterhalb von etwa 6 Volt besteht dagegen nahezu eine 50-50-Chance. In diesem Tiefstentladungszustand ist die Batterie allerdings quasi tot. Der wird nur bei extremst langer Lagerzeit erreicht - und selbst dann auch nur, wenn die Batterie einen Vorschaden hat oder noch im bordnetz angeklemmt ist und irgend ein Verbraucher sie bis zur absuluten Ebbe leerlutscht.
Schauen wir mal - Was kann im Detail passiert, also beim Laden schief gelaufen sein...?
Eine plausible Erklärung wäre, daß Dein Vater mit einem Voltmeter die Batterie, so wie er sie bekommen hat, eingemessen hat. Dann hat er möglicherweise "Minus Irgendwas" abgelesen und sich gedacht: "Oooooops, Voltmeter falsch rum drangehalten." Gleich nochmal gemessen, diesmal die Meßspitzen "andersrum" - Anzeige war dann "Plus Irgendwas" - Ziemlich tiefer Wert, also denkt sich Dein Vater "Die Batterie ist fast platt, aber versuchen wir es trotzdem mal." Dann hat er einfach mit der Polarität, wie auch die letzte Messung erfolgte, das Ladegerät angeschlossen.
Es hat schon einen Grund, daß es früher diese roten und blauen Plastik-Ringe für "...unten unter die Polklemme..." gab, denn im Eifer des Gefechtes kann es durchaus passieren, daß man eine Batterie, wenn sie nur eine zudem farblich nicht auffallende Gehäusemarkierung mit "+" und "-" Zeichen hat, falsch herum anklemmt. Gerade dann, wenn man glaubt, durch die Voltmeter-Messung *garantiert* alles richtig gemacht zu haben, geht die Angelegenheit dann in einem exotischen Einzelfall wie diesem logischerweise erst rechtschief. Einfach deshalb, weil man um's Verrecken nicht glaubt oder damit rechnet, daß auf einmal "Plus" zu "Minus" geworden ist.
Wenn ich ehrlich bin - Sollte es so gewesen sein, dann kann ich deinem Vater absolut keinen Vorwurf machen. Einfach deshalb, weil ich mich vor gar nicht all so langer Zeit selbst einmal dabei erwischt habe, wie ich eine "richtigrum" geladene Batterie "falschrum" in ein Fahrzeug wuchten wollte, dies wegen erstaunlicherweise kurzfristiger Unterbrechung meiner offensichtlichen Vergreisung aber noch rechtzeitig bemerkt habe. Gut, beim Anklemmen hätte ich es wohl bemerkt, weil ja Plus- und Minus von Rundpolbatterien einen geringfügigen durchmesserunterschied haben, somit die erstangeschraubte Plus-Klemme lümmelig auf dem Pol gesessen hätte. Beim einem ollen 9k ist es schwer, diesen Fehler zu machen - aber bei den Fahrzeugen der letzten Baujahre mit "gedrehter" Batterie sind die Kabelpeitschen tückischerweise so lang, daß es theoretisch sogar hinkommen könnte.
Bin halt auch nur ein Gewohnheitstier und von all meinen ganz frühen 9k darauf vorprogrammiert, daß Masse immer Richtung Fahrgastzelle liegt. Genau deshalb muß ich dann bei den Fahrzeugen der letzten Baujahre selbst bei solch zigtausendmal durchgeführten Routinegriffen immer erst ein klein wenig Hirn zuschalten.
Fassen wir es kurz - Shit happens.