Da für mich an Fahrrädern schrauben, renovieren, neu aufbauen die erholsamste Freizeitbeschäftigung ist, fast noch vor darauf zu fahren, hat sich allmählich bei mir einiges angehäuft. Im letzten Winter hatte ich auch "Bedarf", so dass ich der lange schwelenden Idee, mal ein Bahnrad/Fixie aufzubauen, nachgegeben habe:
Es handelt sich um ein Suicycle Riot Rahmenkit, bestehend aus einem in Hamburg geschweißten Columbus Zona-Rahmen und einer Columbus Carbongabel. Das Kit habe ich gebraucht in Oberhausen gefunden und auf dem Weg zur letztjährigen Herbstausfahrt des Köln-Bonner Stammtisches "aufgegabelt". Den Rest habe ich mit Teilen die ein gutes Preis-Gewichts-Verhältnis hatten oder aber meinem Geschmack entsprechen (Sattel, Lenker) aufgebaut.
Nach zwei Singlespeed-Umbauten geht sowas noch einen Schritt weiter. Schon ein Singlespeed reduziert das Radfahren auf Treten, Bremsen und Lenken, was eine schöne Vereinfachung und eine Reduzierung auf das Wesentliche darstellt. Für die Beine wird es bisweilen natürlich schwieriger, denn bergauf muss man manchmal ganz schön klotzen. Bergab kann man einfach rollen lassen, Singlespeeder sind entspannt.
Fixed Gear fahren ist dagegen alles andere als entspannt, es ist anstrengend. Dafür ist es definitiv die direkteste und bewussteste Art, Fahrrad zu fahren, und das zwangsläufig. Der Antrieb ist starr, d. h. die Beine gehen ständig mit, entweder erzeugt man Druck in oder gegen die Fahrtrichtung. Rollen lassen und Entspannen ist nicht. Kurven sind immer mit Aufmerksamkeit verbunden. Da man pedalierend durch die Kurve fährt, darf die Schräglage nicht zu groß sein, da sonst die Pedale den Boden berühren. Enge Kehren sind aufgrund des sehr kurzen Radstandes auch eine Herausforderung, da die Füße bei starkem Einlenken das Vorderrad berühren. Bei normaler Fahrt ist das kein Problem, da durch den kurzen Radstand und den steilen Lenkwinkel schon kleine Lenkbewegungen für ausreichende Richtungswechsel sorgen. Trotzdem muss man beim Fahren viel mehr auf eine saubere Linie achten als mit einem normalen Fahrrad.
Alles in allem ist das ein Achtsamkeitstraining per Fahrrad und ideal, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Man muss einfach aufmerksam bei der Sache sein, sonst geht es nicht. Ich habe auch schon mal das "Skidden" ausprobiert, mit dem die Eisenharten unter den Radkurieren bremsen (bei mir ist aus Sicherheitsgründen zumindest vorne eine Bremse montiert, alles andere wäre Wahnsinn in meinen Augen). Dabei verlagert man seinen Körperschwerpunkt, also das Becken, in Richtung Vorbau, so dass das Hinterrad entlastet wird, und kontert mit seinen Beinen das Hinterrad bis zum Blockieren. Das muss man aber echt üben bis das richtig klappt.
Fazit: Total bekloppt - aber geil!