Die Behauptung steigende Lebensmittelpreise würden helfen, die Landwirtschaft in den ärmsten Ländern wieder aufzubauen, ist ja wohl ziemlich menschenverachtend. Was kommt noch? Wenn noch mehr Leute verhungern, dämmt es die Bevölkerungsexplosion ein?
Es ist richtig, dass sich Landwirtschaft für den Bauern lohnen muss. Aber steigende Weltmarktpreise helfen ihm nicht. Selbst wenn er mehr Geld für den Sack Weizen, Kaffee oder was auch immer bekäme, bleibt das bei den allgemeinen Strukturen reine Theorie. Es wird nämlich alles teurer und er kann es sich nicht leisten. Da gab es die United Fruit Company, die alles aufgekauft hat. Verdient hat nicht der Bauer, sondern die UFC und ein paar Agenten. Solche Gesellschaften gibt es immer noch. Das ist in leichter Abwandlung immer noch Sklaverei. Mit Krediten bringt man die Leute in Abhängigkeit, aus der sie nicht mehr heraus kommen.
Beispiel Kaffee: Die Nachfolgegesellschaften kaufen nahezu die gesamte Produktion eines Landes auf. Damit können sie selbst die Preise bestimmen. Um noch mehr zu produzieren, werden riesige Plantagen angelegt, mit ebenso riesigen Maschinen wird geerntet. Diese Art Bewirtschaftung bringt aber nur mäßige Qualität zustande. Wen es interessiert, der kann sich über die Bedürfnisse des Kaffeestrauches ja mal über Google informieren. Der Kleinbauer pflanzt die Sträucher im Schatten großer Bäume und jeden Tag gehen die Frauen durch und pflücken von Hand die reifen Kirschen. In den Tropen gibt es keine Jahreszeiten wie bei uns, demnach auch nicht den Ablauf Blüte - Frucht - Ernte zu bestimmten Zeiten, sondern alles gleichzeitig: Blüten, unreife und reife Früchte. Deshalb können Erntemaschinen nie die Qualität liefern wie Handauslese schon beim Pflücken. Diese Kleinbauern hätten gegen die US-Konzerne keine Chance. Zum Glück haben sich kleinere Kaffeeröster in Europa zusammengeschlossen, die Bauern wiederum in einer Kooperative. Man zahlt den Bauern einen Preis über dem Weltmarktpreis. Da aber auch die Agentenmafia ausgeschaltet ist, können diese Bauern (wieder) ganz gut leben. Über diese Zusammenarbeit werden auch Schulen und Krankenhäuser unterstützt. Natürlich ist auch bei uns dieser bessere Kaffee teurer. Aber ich gehe ja auch in ein gutes Restaurant zum Essen, nicht zur Fastfoodkette, nur weil die billiger ist.
Eine reine Teuerung nützt garnichts, sondern verstärkt den Hunger und macht die Leute erst recht abhängig von diesen großen Gesellschaften. Wenn hier etwas teurer wird, z.B. Sprit, schimpfen wir, fahren aber trotzdem Auto. Wir jammern ja auch auf sehr hohem Niveau. Länder, die uns mit Kaffee, Kakao, diversen Früchten versorgen, die nur dort wachsen, werden nach wie vor ausgebeutet. Nur solche Kooperationen können zumindest einem kleinen Teil der Bevölkerung ein bescheidenes Auskommen sichern. Erst wenn sich das Konsumverhalten in den reichen Ländern ändert, d.h. wenn man für bessere Qualität bereit ist, den angemessenen Preis zu zahlen, kann die Vormachtstellung ausländischer Mammutkonzerne gebrochen werden.