Mal wieder ein paar Bücher mit Saab-Bezug:
Erstes Buch:
1980 von David Peace:
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Knallhart geschriebener Thriller über den internen Ermittler Peter Hunter, der Untersuchungen in einer britischen Polizeidienststelle vornehmen muss, während draussen auf der Strasse ein "Jack the Ripper"-Killer sein Unwesen treibt. Da es Vermutungen gibt, daß Beamte in den Fall verstrickt sind, wird Hunter dementsprechend untentwegt gemobbed und gedemütigt.
Unter dem Hintergrund hat folgende kurze Mini-Szene durchaus witziges Potential:
Hunter wird sinn- und nutzlos von Dienststelle zu Dienststelle geschickt und sitzt am Ende des Tages mit entsprechender Laune im Auto und führt folgenden inneren Monolog:
Schnee...
Wenigstens haben sie mir den Saab gegeben.
Zweites Buch:
Der Janusmann von Lee Child
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Grottenschlechter Krimi über den ehemaligen Militärpolizisten Jack Reacher, der verdeckt in eine Gangsterbande eingeschleust wird.
Mieser Schreibstil, lahme und durchsichtige Geschichte, logische Fehler en masse, aber: Fast auf jeder Seite wird ein "alter Saab" (genauere Typenbezeichnung gibt es nicht) erwähnt, der eine herausragende Rolle als Fluchtwagen spielt, als Strassensperre dienen muss, in dessen Folge er auf die Seite, aufs Dach und wieder zurück gerollt wird, nur um dann fröhlich weiterzufahren.
Und der Clou: Geheime Papiere, die es zu finden gilt, sind ebenfalls im Saab versteckt und nun ratet mal wo: Im (als defekt angemerkten) Dachhimmel!
Schade, daß die Story drumherum so hanebüchen ist.
Drittes Buch:
Fyksens Tankstelle
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Eigenlich hat das Buch hier nichts zu suchen, da tatsächlich das Wort Saab nur einmal im Nebensatz erwähnt wird.
Aber das Buch ist so wunderbar geschrieben, das muss man als Autoliebhaber einfach gelesen haben.
Die Handlung: Erik Fyksen hat eine kleine Tankstelle mit angeschlossener Reparaturwerkstatt an einer momentan noch strategisch günstig liegenden Pass-Strasse. Vom Leben nicht gerade verwöhnt hat er sich ganz der Autoreparatur verschrieben. Er benutzt noch den ersten Schraubenschlüsselsatz, den er als Junge vom Besitzer (Und Vater seiner ersten und einzigen Liebe) des Schrottplatzes geschenkt bekommen hat. Seine wirkliche Liebe aber gilt Autos mit Stil, sein unerreichbarer Traum ist ein Facel Vega, er beurteilt die Qualität von Menschen unter anderem danach, ob sie mit halbvollem Tank oder 4 Liter vor Schluss zur Tankstelle fahren und tauscht auch schon mal eine Zylinderkopfdichtungsreparatur gegen eine Heizungsinstallation.
Leben kommt in die Story, als Gerüchte über eine Umgehungsstrasse die Runde machen. Einmal will Erik an
der Sonnenseite sein und versucht, sich ein Grundstück nahe der neuen Trasse zu sichern. Dies, der Kampf mit dem Tankstellenmulti aus der Grossstadt, zahlreiche schön beschriebene Reparaturen an Kundenwagen machen aus dem Buch was ganz besonderes.
Hier einige Zitate:
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...als sich ein Wagen mit Fernlicht näherte. [...] Der Auspuff klang wie entferntes Donnergrollen. Ein 73er Jaguar XJ12 in British Racing Green.
[...]
Er wusste, daß die beiden Jaguar-Tanks zusammen 110 Liter fassten. Aber die alte Zapfsäule, an der sie {seine alte Liebe} tankte, ging nur bis 99,9 Liter.
Jetzt galt es abzuwarten, ob auch sie eine von denen geworden war, die bereits zur Tankstelle fuhren, wenn der Tank erst ein Viertel leer war.
Die Gilbarco-Säule klickte laut und verstummte.
99.9
{Zuletzt muss sie übrigens 108,3 Liter bezahlen}
Der Jaguar hat ein Problem an der Hinterachse:
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Er legte die Nabe auf den Arbeitstisch und reinigte sie mit Paraffin, Bei modernen Fahrzeugen war das eine grob gefalzte, hässliche Halterung mit permanenten Gummimanschetten. Doch hier bestand sie aus 31 Teilen: gefetteten Lagern, Distanzshims und -röhren, Scheiben und Filtern.
[...]
Ja, zweifellos, der Jaguar bestand aus zwei Autos in einem: einem für den Besitzer und einem für den Mechaniker.
Er hat natürlich das passende Lager noch im Keller:
"Hier, 03062 und 03162", sagte er und blies den Staub von der Schachtel. Das Timken-Logo glänzte glühend orange auf dem mattschwarzen Hintergrund.
[...]
Vorsichtig öffnete er die Verpackung und ließ den kleinen, schweren Gegenstand herausgleiten. Das braune Wachspapier war sternförmig um das Lager gefaltet, und als er an der Lasche zog, öffnete es sich wie eine Rosenblüte.
Die erste Ausfahrt mit einem selbst überholtem Motor:
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... und lauschte dem Brummen des Achtzylinders: laut, kräftig, abwartend.
[...]
Er gab dem Pedal einen leichten Kick und spürte, wie er von einer unbegreiflichen Kraft in den Sitz gedrückt wurde, begleitet von dem Aufbrüllen des Motors, als dieser seine 360 Pferdestärken ausspielte und ihn derart schnell auf die Zigeunerkurven zufliegen ließ, daß er glaubte, in einer konstant zoomenden Kamera zu sitzen.
Auf jeden Fall lesen!