Ach nee, aber diejenigen, welche ihre Reste uneigennützig zur Verfügung stellen wollen, die sollen all dies tun? Sorry mein Freund, aber hier sitzt Du auf einem GANZ falschen Pferd.
Und ich muss Dir ehrlich sagen, wenn wir uns nicht etwas kennen würden und ich nicht wüßte, dass Du eigentlich ein ganz anständiger Kerl bist, hätte ich da jetzt andere Formulierungen benutzt.
Warum? Weil ich gern über den Verbleib meiner sterblichen Überreste selber bestimmen und nicht in einer Pauschale "enden" möchte? Was ist so falsch an dem System, sich proaktiv zur Verfügung zu stellen und
dies direkt und bewusst zu äussern? Warum muss man versuchen per staatlichem Eingriff alle Menschen pauschal zu Freiwilligen zu machen? Sonst wird doch immer gegen dieses Vorgehen lautstark protestiert und es wird
von mieser staatlicher Willkür geredet. An dieser Stelle, wenn es um den eigenen Körper geht, soll das plötzlich vollkommen anders sein, weil es ja um das menschliche Mitgefühl geht? Da soll dann auf einem Mal die staatliche "Willkür" das Ei des Kolumbus sein? Die Quadratur des Kreises? Kein Stück! Entweder ich mache das freiwillig oder garnicht. Das ist mein Körper! Er gehört verdammt nochmal mir und nicht dem Staat oder einer anderen (medizinischen) Institution! Und wenn ich ins Gras beiße, dann möchte ich entweder im Ganzen unter die Erde gebracht werden oder ich stimme proaktiv zu, dass man noch das Brauchbare rausnimmt. Aber per Dekret nach dem Motto: Wenn du nicht eindeutig dagegen bist, bist du eben dafür? Und wenn du dagegen bis, dann am besten noch mit ausführlicher schriftlicher und mündlicher Begründung vor einem Kommiteé? Auf keinen verdammten Fall! Mir stellt sich heute noch das Fell auf, wenn ich bedenke das nahezu jeder Kirchensteuer abdrücken muss (egal ob Bibeltreuer oder Hurenbock) und beim Austritt aus dieser Institution sich auch noch Fragen gefallen lassen muss, weswegen man denn die Herde der Schäfchen verlassen möchte. Da könnte ich mit 'nem doppelläufigen Vollernter in die Amtsstube treten. Und so soll das möglicherweise in Zukunft mit der Verfügung über meinen eigenen Körper laufen? So mit Beratungsgespräch und einfühlsamen Broschüren auf dem Gesundheitsamt, ob man sich das auch wirklich gut überlegt hat. Und ob man nicht was für die Nächstenliebe tun will? Ob man das möglicherweise mit seinem Gewissen vereinbaren kann, wenn eigene Angehörige....und so weiter. Das Ganze bitte bedeutungsschwanger und mit betroffener Mimik vorgetragen. Herzlichen Dank! Selbst wenn ich vorher vielleicht noch möglicherweise willig gewesen wäre, würde ich in diesem Moment süffisant lächelnd den Saal verlassen und mir - zufrieden lächelnd über den Leib steichelnd- ein "Alles meins!" über die Lippen kommen lassen.
Nein, bei mir ist das keineswegs unterschwellig. Ich gehe damit sehr offen um.
Einen gewissen 'Schutz' genießen da lediglich tiefgläubige Menschen, denen ihre Religion aus irgend einer allgemeinen Fehlinterpretation des Schöpfungegedanken o.ä. heraus eine solche Spende wirklich verbietet.
Allen anderen wünsche ich dann, dass sie eines Tages bei sich selbst mit langem Leiden oder im unmittelbaren familärem Umfeld mit Todesfolge erleben müssen, was passiert, wenn es aus Haltungen wie der ihren heraus an Spenderorganen mangelt.
Und nein, ich sehe dies nicht so, weil ich oder jemand in meiner Familie mal eine Spende gebraucht hat. Ich habe mir nur überlegt, was ich selbst mir in so einem Fall wünschen würde. Und eigentlich kann jeder, der dies einmal wirklich ernsthaft in aller Konsequenz tut, nur sofort seinen Spenderausweis ausfüllen.
Oder möchte jemand, dass er selbst im Fall der Fälle mangels Spenderorgan nur noch mehr vegetiert als lebt? Nun denn ...
Ich habe in der engsten Familie jemanden, der auf ein Spenderorgan wartet. Und soll ich dir was sagen? Mir behagt der Gedanke trotzdem nicht, mich als Spender nach meinem Ableben zur Verfügung zu stellen.
Weswegen? Keine Ahnung! Es ist ein diffuses Gefühl, dem ich aber bisher Rechnung getragen habe indem ich keinen Spenderausweis habe. Und wenn dies ein Grund sein sollte in eine gesellschaftliche Randgruppe gedrängt zu werden, dann werde ich mich solange dort häuslich einrichten, bis ich vielleicht zu einem anderen Schluss komme. Aber ich käme niemals auf den verwegenen Gedanken, jemanden dafür an den Pranger zu stellen, nur weil er auch nach seinem irdischen Leben komplett bleiben möchte. Dies zu tun wäre nicht nur vermessen, nein,....es wäre schlicht eine freche Unverschämtheit seine körperliche Unversehrtheit anzutasten, nur weil er sich eben nicht mehr wehren kann.
Fakt ist: Ich befürworte Organspenden! Ich freue mich für jeden Einzelnen, der durch eine Organspende eine verbesserte Lebensqualität erreichen konnte oder überhaupt noch am Leben ist.
Das beißt keine Maus den Faden ab. Meine höchste Anerkennung gilt den Spendern!!! Aber mich stört massiv, wie mit dem Thema politisch umgegangen wird, weil sich nicht genug Freiwillige finden. Und die, die sich aus welchem Grund auch immer, offen dazu bekennen, kein Organspender zu sein, müssen sich auch noch offenen Anfeindungen und Unverständnis aussetzen, weil sie nicht dem gewünschtem und sozial akzeptierten Optimum entsprechen? Das ist doch wohl ein Scherz? Muss man jetzt womöglich fürchten bei Facebook ein "dislike" zu ernten und sich somit in der Pestilenz-Ecke des Social-Networks wiederzufinden? (Gott,...wie ich Facebook eh schon hasse!)
Mich erinnert der Gesetzesvorschlag ein bisschen an die Bundeswehr:
"Wir suchen einen Freiwilligen! Bitte Freiwillige vortreten!"
Niemand bewegt sich.
"Die gesamte Kompanie tritt bis auf Gefreiten Müller einen Schritt zurück"
Bis auf Müller treten alle einen Schitt zurück.
"Hervorragend! Danke Müller, dass sie sich als Freiwilliger gemeldet haben!"