Alma kommt


Kann ich gut nachvollziehen. Ich finde die 800er auch weiterhin reizvoll. Aber so schnell wage ich mich an kein britisches Auto mit anspruchsvoller Konstruktion und Elektrik/Elektronik aus dem letzten Jahrhundert mehr heran.

Ansonsten: Der Alfa ist weg. Ging alles reibungslos. Der Montego-Eigner meldet sich einfach nicht - und ich verliere die Lust an dem Projekt. Beim üblichen Wundscrollen auf mobile.de beobachte ich an mir selbst, dass mich eigentlich nur noch die Saab-Neuzugänge interessieren. Auch wenn mich derzeit kein konkretes Auto reizt.
 
Und der Italien-Aero reizt Dich definitiv nicht? Mittlerweile ist auch der Preis gesunken...
Nicht, dass doch noch ich zuschlagen muss :biggrin: :biggrin: :ciao: :ciao:
 
Und der Italien-Aero reizt Dich definitiv nicht? Mittlerweile ist auch der Preis gesunken...
Nicht, dass doch noch ich zuschlagen muss :biggrin: :biggrin: :ciao: :ciao:

Haha! Mich reizt die Aussicht, dich nochmal in Österreich zu besuchen. Der Zwo-Liter ist für meinen Geschmack sogar das angenehmere Aggregat für den 9000. Und in Rubinrot dürfte der ein ziemlicher Solitär sein. Aber es ist einfach so gar nicht das, was ich suche:-)
 
Besuchen kannst Du mich ja jederzeit - ganz unabhängig von Fahrzeugmarke, -type oder -farbe :ciao: :ciao: :ciao:
 
Meine Eltern gelten zurecht als Schrecken aller schleswig-holsteinischen Kiesplätze. Heue haben sie sich diesen 9000 CC für mich angesehen:

https://www.autoscout24.de/angebote...lUKjWaMlpKpX7sC1scvFthqlYa9HkrTE7Ps7c-7F0Ty2w

Ich finde: Ein ziemlich charmantes Auto. Einige Roststellen, der obligatorisch hängende Himmel. Ein EU-Reimport, kurioserweise mit Meilentacho. Wenn ich das richtig sehe, sind die angegebenen 142.000 Kilometer also eher 230.000 Kilometer.

Wer sich ein Bild machen möchte:


https://www.dropbox.com/s/z73p16ufr...sdkRkmUF_2dGwnV9QylgYCf0VuEiy124iu_mxgS1svKxI

Für mich ist der Wagen mit der Laufleistung und zu dem Preis keine ernsthafte Option. Aber zum Wegwerfen ist der nun wahrlich auch zu schade.


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Manchmal ist Unvernunft das einzig wirklich Vernünftige. Das ist eine Lektion, die ich früh von meinem Vater gelernt habe. Und häufig bezog sie sich auf Autos. So lange ich denken kann, waren Autos zwischen ihm und mir das verbindende Thema. Immer nach dem zweiten Bier begann er, vom ersten VW Käfer über diverse Renaults der 70er und Citroën der 80er und 90er bis zum jeweils aktuellen Auto seine gesamte Autovita nachzuerzählen. Der BMW, dessen Bodenblech durchgerostet war, so dass man auf die Straße gucken konnte. Der Simca, der leider immer hupte, wenn er um die Ecke fuhr. Der Opel Rekord, mit dem er mit Motorschaden in Kiel havarierte und sich von meiner Mutter in ihrem R6 abschleppen ließ. Die hörte allerdings dabei so laut Musik, dass sie nicht merkte, als sie meinen Vater mitten auf der Kreuzung verlor (mein Bruder drehte sich dann irgendwann auf der Rückbank um und sagte: "Mama, Papa ist gar nicht mehr da.") Der R4, mit dem er während des Ingenieursstudiums zwischen der Fachhochschule in Heidelberg und seiner jungen Familie in Eckernförde pendelte. Am Wochenende tauschte er auf dem Garagenhof auch schon mal das Getriebe.

Dieses gesamte Erzähl-Ritual konnte man nicht unterbrechen. Und ich wollte es auch gar nicht. Ich liebte diese Geschichte immer und immer wieder. Und sie spiegelt auch die Geschichte meiner ganzen Familie. Ich erinnere mich zum Beispiel an den Stolz, als mein Vater 1989 den ersten fabrikneuen Citroen BX Break bestellte - mit Autotelefon. Und ich erinnere mich daran, wie er dann einige Jahre später in der Zeit seiner Insolvenz schlagartig ergraute und in einer Ente mit klemmenden Gaspedal nach Bremen pendelte.

So lange ich denken kann, tingelten wir samstags durch die Autohäuser. Bis zuletzt. Mein Vater spielte Lotto. Und so überlegten wir uns jeden Samstag aufs Neue, welches Auto wir uns am Montag vom Sechser mit Zusatzzahl kaufen. Der eigentlich Gewinn erschien uns nur noch reine Formsache. Bis zur Ziehung der Zahlen am Abend hatten wir von der Lackierung bis zu den Felgen alles festgelegt. Natürlich gewannen wir nie. Aber das machte nichts. Am Samstag drauf zogen wir einfach wieder los. So verstand ich früh, dass es im Leben nicht immer darum geht, etwas zu besitzen. Die Fantasie, die freudige Vorstellung von etwas - das ist ein Wert an sich. Noch eine Lektion, die ich von meinem Vater gelernt habe.

Als ich mit dem Studium fertig war, kam dann der erste SAAB in unser Leben. Gut fanden wir die Individualisten- und Ingenieursmarke schon immer. Sie spiegelte unsere eigene Lebenseinstellung. Aber als wir meinen weißen 9-3 in Bremen Probe fuhren und kurz darauf abholten, waren wir beide einfach hellauf begeistert. Uns schien dies das beste Auto, das überhaupt jemals gebaut wurde. Ein automobiles Erweckungserlebnis. Ein Jahr später bekamen meine Eltern ihren eigenen 9-3. Ich entdeckte ihn bei einem Berliner Kiesplatzhändler in Neukölln. Als ich ihn kaufte, hatte ich die 3.000 Euro wegen der zwielichtigen Gegend in einer Plastiktüte in die Unterhose gesteckt. Eine Geschichte, die meinen Vater so erfreute, dass er sie noch Jahre später bei passenden und unpassenden Gelegenheiten erzählte. Ein paar Tage, nachdem er den Wagen bei mir in Berlin abgeholt hatte, schrieb er mir abends eine Mail: "Hallo Faxi! Mama und ich freuen uns jeden Tag mehr über den Saab. Es ist so, dass man oft einfach mal das Auto aus der Garage holen möchte um mal, ohne besonderes Ziel, einfach eine Runde damit zu drehen. Es ist einfach schön beim Fahren das innere Ambiente zu geniessen während es von aussen ein Understatementfahrzeug ist über das Andere hinwegsehen. Das habe ich bisher noch bei keinem anderen Auto erlebt, auch nicht bei dem XM. Ich kann jetzt gut verstehen, das Saab-Fahrer ihr Auto lieben und die Negativaspekte (Verbrauch, Werkstattpreise) in großem Umfang bereit sind zu akzeptieren. Wir sind dir sehr, sehr dankbar das wir so etwas Schönes noch auf unsere alten Tage erleben dürfen. Schönes Wochenende und liebe Grüße (nach 2 Cola-Rum), Papa"

Viele weitere Saab-Probefahrten und Abenteuer folgten. Gemeinsam waren wir im Saab-Museum in Trollhättan und standen andächtig vor dem Ur-Saab. Wir fuhren zusammen nach Paderborn und besuchten Heinz-Jürgen Borghardt. Gemeinsam fuhren wir auch aus dem hohen Norden nach Nürnberg, um einen 9000 CD anzuschauen, den ich nur wegen eines kleinen Rostlochs am Radlauf stehen ließ. Also fuhren wir wieder zurück. Bei den vielen Saabs, die ich nicht stehen ließ, sondern kaufte, entwickelten wir eine gewisse Virtuosität darin, uns den Kauf gemeinsam schön zu reden. Am Ende war jeder Saab nichts Anderes als ein absolut zwingender Vernunftkauf.

An einem Sonntag im Herbst 2022 besichtigten wir gemeinsam noch einmal einen Saab. Ein 9000 CC in Kiel. Wir waren beide vom Pflegezustand positiv überrascht. Eine Tür war nicht verriegelt. Also setzten wir uns ins Auto und sagten beide zueinander: Wow, Neuwagengeruch. Mitte November - ich war wieder in Frankreich - fuhr mein Vater den Wagen für mich zur Probe. Meine Mutter machte auf einem provisorischen Klemmbrett Notizen auf dem Beifahrersitz, mein Vater füllte nachher die Checkliste säuberlich aus, die ich vorbereitet hatte. Wir telefonierten viel über das Auto, wogen Für und Wider ab. Am Ende entschied ich mich, einmal - nur einmal! - vernünftig zu sein. Zu großer Investitionsbedarf für ein Auto ohne Marktwert. Punkt.

Eine Woche später kam mein Vater ins Krankenhaus. Er wurde mit einer akuten Erkrankung erst ins besser ausgerüstete Krankenhaus des Nachbarorts verlegt, und dann auf die Intensivstation. Am 16. Dezember um halb 7 am Morgen starb er. Draußen war die Landschaft ganz in weiß gehüllt, es sollte ein wunderschöner Wintertag werden. Drinnen hielten mein Bruder und ich jeweils eine Hand unseres Vaters, meine Mutter strich ihm über den Kopf und sagte immer wieder: Du kannst gehen.

Als wir einen Tag später beim Bestattungsunternehmen die Formalitäten geklärt hatten, zuckte ich auf der Rückfahrt nach Hause zusammen. Ich hatte das Allerwichtigste vergessen. Also schrieb ich dem Bestatter eine Mail und erkundigte mich: Mit welchem Auto würde denn mein Vater eigentlich überführt? Die Antwort kam prompt: Mit einem Volvo V90. Ich nickte zufrieden. Das hätte ihm gefallen.

Heute nun setzte ich mich - erschöpft von all der Traurigkeits-Organisation - in meinen Firmenwagen und fuhr noch einmal die Strecke von Eckernförde nach Kiel, die ich schon so oft mit meinem Vater fuhr, um "Autos zu gucken". Natürlich landete ich auf dem Hof, auf dem der 9000 CC stand. Der letzte Wagen, den mein Vater und ich gemeinsam besichtigt hatten. Der letzte Wagen, den er für mich probegefahren hatte. Am Empfang ließ ich mir die Schlüssel geben und setze mich noch einmal hinein. Wieder dachte ich: Wow! Neuwagengeruch. Und hörte mich sagen, was ich vor wenigen Wochen an der gleichen Stelle sagte: "Du Papa, der ist besser, als ich dachte. Ehrlich gesagt hat mir lange keiner mehr so gut gefallen. Auch, wenn was dran zu tun ist."

Schließlich kam der Verkäufer dazu. Ich stieg aus, schlug die Tür zu und sagte: "Sie erinnern sich vielleicht. Wir haben vor einigen Wochen geschrieben. Mein Vater hat diesen Wagen kürzlich für mich Probe gefahren. Ich nehme ihn vielleicht doch. Sie wollten 2.500 für ihn, so wie er da steht, oder? Wollen wir uns auf 2.000 einigen, und ich hole ihn bis Ende Januar ab?" Ein bisschen zierte er sich noch. Schließlich sagte er: "Ok, 2.100?" Ich nickte: "Hand drauf."

Manchmal ist Unvernunft das einzig wirklich Vernünftige.

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Meine aufrichtige Anteilnahme, viel Kraft und Gottes Segen wünsche ich Dir und Euch!

Die Geschichte geht nahe und bewegt. Klar, den 9000CC hast Du einfach kaufen müssen. Ich weiß nun ja nicht, was die weiteren Mängel genau sind, so, wie ich die Bilder betrachte, finde ich, dass es ein ganz hervorragender Zustand zu sein scheint, zum Preis eines Iphones solch ein Fahrzeug - das ist doch prima.

Du bist ja ein ausgesprochener Pedant, was Zustände angeht, da wird Arbeit nicht ausbleiben. Zuallererst muss man sagen, dass es sehr selten vorkommt, einen CC in solch einem hübschen originalen Zustand zu finden.

Gute Fahrt wünsch ich Dir.
 
Ich bin berührt...Ohne den Tod meines Vaters hätte ich wohl nicht mein CV gekauft! Wenn ich den Motor laufen habe, ist es, wie wenn mein Vater beruhigend auf mich einredet. Also: Es war die richtige Entscheidung, den 9000 zu kaufen. Fahre ihn in guter Erinnerung an deinen Vater!
 
Herzliches Beileid und gleichzeitig Glückwunsch zum Neuerwerb! Berührende Geschichte dazu, die das Leben schreibt. Manchmal "muß" etwas passieren, damit in Folge was anderes passiert. Aus negativ behaftetem kann etwas positives folgen. That's life!
 
Was für eine berührende Geschichte...
Mein aufrichtiges Beileid und gleichzeitig auch meine Glückwunsch.
Der 9000 musste zu Dir. In ihm wird ein Stück Deines Vaters weiterhin bei Dir bleiben.
 
Du bist ja ein ausgesprochener Pedant, was Zustände angeht, da wird Arbeit nicht ausbleiben.

Gute Fahrt wünsch ich Dir.

Diese Pedanterie hat sich bei mir in den letzten Jahren etwas verwaschen. Ein altes Auto darf für mich auch seine Patina in Würde tragen, wenn der grundsätzliche Pflegezustand stimmt, finde ich das sogar schöner als geschminkte Perfektion. So halte ich es mit dem 900, und so werde ich es mit diesem 9000 erst recht halten. Der Dachhimmel muss gemacht werden, die Karosseriestellen behandelt, insbesondere die angeknusperte Endspitze. Ansonsten bekommt er nur anständige Reifen (runter mit dem China-Müll), neue Bremsen, eine große Inspektion - und das wars.

Aber zum Stichwort Pedanterie fällt mir ein: Die beige Hose, die mein Vater auf dem Bild trägt, ist untypisch für ihn. Die zog er nur an, weil ich in meinem damaligen 9-3 immer Angst hatte, dass mir jemand mit nassen Jeans die beigen Polster verfärbt.:biggrin:
 
Es ist doch gut - und tröstlich - wenn man Erinnerungen an solche gemeinsamen Erlebnisse hat. Die bleiben, und das ist schön!
 
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