Veröffentlicht Juni 13, 201510 j Viele 900er haben mittlerweile mehr als einen Schlüssel, oft ist das hakende/klemmende/defekte Zündschloss getauscht worden. Bei anderen funktioniert die Rückwärtsgangsperre nicht mehr, weil sich der Schlüssel in jeder Position aus dem Zündschloss abziehen lässt (wenn die Rückwärtsgangsperre auch bei komplett nach links gedrehtem Zündschloss nicht geht, ist das ein anderes Problem!). Andere wiederum lassen sich mit so ziemlich allem schließen, was entfernt einem Schlüssel ähnelt. Diese Anleitung soll nun zeigen, wie man die Schlösser wieder instandsetzt und ggf. an die restlichen Schlösser anpasst. Schritt eins sollte immer sein, einen neuen Schlüssel zu bestellen und nicht mit dreißig Jahren Verschleiß zu arbeiten, das kann nicht gut sein. Manchmal schließen die alten Schlüssel nach einer Instandsetzung gar nicht mehr, weil sie zu verschlissen sind. Fertig geschliffene Schlüssel sind auch heute (Juli 2015) problemlos beim Saab-Händler eures Vertrauens zu bestellen. Dazu braucht ihr die Schlüsselnummer - die findet ihr entweder im Auslieferungsschein oben links in der Ecke (wobei das Feld auch manchmal leer ist und evtl. schon mal die Schlösser getauscht worden sind) oder aber direkt auf einem Schließzylinder (auf jedem Zylinder außen eingestanzt). Die Schlüsselnummer ist vierstellig und stets im Format ACXXXX angegeben (X=0-9). Ein fertig geschliffener Schlüssel kostet ca. 7-10€. Schritt zwei: Schließzylinder ausbauen. An Türen und Heckklappe selbsterklärend, für das Zündschloss hat Gerd mal schöne Bilder gemacht: http://www.forum-auto.de/sites/default/files/page/technik/54dasbseLochorg.jpg Der Fahrersitz muss auf jeden Fall raus und die Abdeckung der Schaltkonsole (oberer und unterer Teil) ebenfalls. Dann kommt man zumindest an das verplombte obere Loch halbwegs gut ran. Man kann nun die Plombe durchbohren oder mit viel Gefummel und einem passend gebogenen Draht über das untere Loch arbeiten. Zündschloss auf "P" stellen (Schlüssel senkrecht zur Fahrtrichtung, erste Raste), den über die Löcher ertastbaren Pin reindrücken, Schloss am Schlüssel nach oben rausziehen. Klingt einfach, braucht aber etwas Geduld. Schritt drei: Zylinder zerlegen. Zündschloss: Der zum Ausbau eingedrückte Pin muss raus. Gesichert ist der mit einem Stück Federdraht. Der ist in einer kleinen Kerbe "verpresst". Das ganze aufzubiegen und vor allem wieder zu verpressen macht wirklich keinen Spaß - einfacherer Variante: Den Draht hinten etwas nach oben biegen und mit einer Zange ein kleines Stück rausziehen. Hat man den Draht weit genug rausgezogen, kann man den Pin nach oben abziehen (braucht meistens auch eine Zange, ist alles festgegammelt). Jetzt dreht man den Schlüssel im Schloss ganz nach rechts und zieht den inneren Zylinder nach oben raus. Türschloss/Heckklappenschloss: Hier gilt bei allen das gleiche Prinzip - Heckklappenschloss Sedan sieht etwas anders aus, geht aber genauso. Zwischen dem äußeren Ring und inneren Metallzylinder sitzt - kaum sichtbar - ein kleiner Spannring aus Plaste. Der muss zusammengedrückt werden (quasi nach innen, Richtung innerer Zylinder) um den äußeren Ring abnehmen zu können. Geht ganz gut mit einer Stecknadel. Erst auf der einen Seite eindrücken, gleichzeitig mit einem Schraubenzieher/Messer/etc. den äußeren Ring nach oben drücken. Wenn die eine Seite gelöst ist, an der anderen Seite weitermachen. Wenn man dazu keine Lust hat: Einfach mit roher Gewalt den äußeren Ring abhebeln. Nachher den etwas lädieren Spannring umdrehen, damit er wieder hält. Geht aber eben nur einmal wirklich gut. Dann die Plastenase und Feder abnehmen (sofern vorhanden) und dann einfach den inneren Zylinder nach vorne rausdrücken.
Juni 13, 201510 j Autor Schritt vier: Reinigen Die einzelnen Schließblättchen alle rausziehen (Reihenfolge merken!), Federn rausziehen, alles gründlich reinigen und neu schmieren (auch den äußeren Zylinder). Man vergleiche auf den Bildern, wie weit die Blättchen vorher bei abgezogenen Schlüssel rauskommen (wenn sie denn überhaupt rauskommen), und wie weit sie nachher rauskommen. Bei noch schlimmeren Exemplaren bewegt sich gar nix mehr, da schließt auch nichts mehr richtig. Besonders das Zündschloss sammelt durch seine ungeschützte Einbaulage extrem viel Dreck an. Das vorderste Blättchen im Zündschloss ist fast immer extrem schwergängig, weil verbogen - hier hilft Plattklopfen mit dem Hammer und leichtes Abschleifen der Seiten. Die Türschlösser sind nie voll belegt, die vordersten Aufnahmen bleiben frei, da fehlt nix. Schritt fünf: Anpassen Die Blättchen sind alle beschriftet bzw. mit einer eingestanzten Zahl versehen. Es gibt 60, 61, 62, 63 (nach Häufigkeit: 61, 63, 60, 62 - manche Schlösser haben nur drei verschiedene!). Der Verschleiß lässt sich recht gut an den eingestanzten Endnuten erkennen. Allzu verschlissene Exemplare sollten aussortiert werden, sieht man aber am besten im Praxistest. Was jetzt gemacht werden muss: das passende Blättchen an die passende Position zu bringen. Beispielbilder: 61er Blättchen passt nicht, ist nicht bündig. 63er Blättchen passt fast perfekt, evtl. noch ein weniger verschlissenes Exemplar raussuchen. Auf die Art den ganzen Zylinder durchgehen, bis alle Blättchen bündig sind. In seltenen Fällen gibt es einzelne Blättchen, die man einfach nicht bündig bekommt, egal mit welchem Exemplar. Da kann man dann das überstehende Stück vorsichtig abschleifen. An den Türschlössern kann man dann sooft man will testen - die bekommt man immer wieder zerlegt, auch ohne das sie schließen. Beim Zündschloss wirklich gut aufpassen - der Zylinder muss sich wirklich glatt reinschieben lassen, ohne zu verhaken. Wenn das Ding erst mal drinsteckt und "abgeschlossen" ist, und irgendwas nicht perfekt passt, bekommt man den nicht wieder raus! Die ersten "Schließungen" sind oft etwas hakelig, das gibt sich dann. Die alte "Konfiguration" hat meist die Kanten am äußeren Zylinder etwas angefressen, das glättet sich langsam bzw. passt sich an die neue Konfiguration an. Optional: Die Türschlösser haben alle einen Dichtring, der Wassereintritt verhindert (und so z.B. einfrieren verhindert). Der ist zugänglich, nachdem man den inneren Zylinder entfernt hat. Er sitzt in einer Nut im äußeren Zylinder (beim Sedan-Heckschloss: Fällt er euch entgegen, da sitzt er auf dem inneren Zylinder). Normale Baumarktware aus dem Sanitärbereich passt gut als Ersatz. Hinweiß: Unter allen Türschlössern (also zwischen Schloss und Karosse) sitzt ein kleiner Plastikring. Das ist eine Dichtung. Säubern und nicht kaputtmachen! Viel Spaß beim Basteln. Bearbeitet Juni 13, 201510 j von kratzecke
Juni 13, 201510 j Respekt ! wunderschön gemacht - und alles für Gotteslohn... Früher hab ich mich auch mal mit dem Schlossträger befasst: http://www.forum-auto.de/sites/default/files/page/technik/Zuendschlos.htm Na dann gut N8 Grüßle Gerd
Juni 13, 201510 j und dabei vielleicht irgendwie kenntlich machen, dass das nicht nur für 901 gilt sondern so ziemlich für alle Auto Schlösser.
Juli 9, 201510 j Habe gerade bei "Saab" in Rostock zwei Schlüssel bestellt, und innerhalb einer Woche bekommen. Kosten 21,45 oder so.
Juli 9, 201510 j Hallo Kratzecke, vielen Dank für den anschaulichen Bericht! Ist eins meiner nächsten Winterprojekt, das meiste kann man ja dann in der warmen Stube machen. Gruß Martin
Juli 15, 201510 j Erst mal Danke für die tolle Anleitung! Bei meinem Heckklappenschloss verhält es sich folgendermaßen! Der Schlüssel läßt sich gegen Federkraft normal nach rechts bzw. links drehen aber es schließt nicht ( Heckklappenschloss z.Z immer geöffnet) Es dreht sich einfach ins "leere", kein Widerstand. Hilft da auch die oben stehende Reparaturanleitung oder ist das Heckklappenschloss auf andere Weise defekt bzw. irreparabel? Danke & Gruß
Juli 15, 201510 j da wirst du eh die Innenverkleidung abnehmen müssen. Dann hast du ja freie Sicht. Mit Glück ist nur die Strange ausgehängt, mit Pech der Hebel am Schliesszylinder abgebrochen.
Juli 28, 20159 j Ich wollte mir einen neu geschnittenen Schlüsel besorgen, da der Alte ziemlich abgenutzt aussieht. Die Saabwerkstat wuste nicht wo bestellen. Habt Ihr einen Tipp? Eckard
August 15, 20159 j Den Beitrag von Kratzecke finde ich sehr gut, ich möchte ihn auch für mein Zündschloss im 900 I (Baujahr 1989) anwenden. Leider wehrt sich mein abgesperrtes Zündschloss standhaft gegen ein Drehen in die P-Stellung. Tränken mit Graphit-Kriechöl und an mehreren Tagen wiederholtes längeres Rütteln haben nichts gebracht. Inzwischen habe ich den Schaltschlossträger ausgebaut, um besseren Zugang zum Zündschloss zu haben. Dabei habe ich festgestellt, dass der Schlüssel ein wenig gedreht werden kann und so das zur Rückwärtsgangsperre führende Zahnradgetriebe bewegt, dann aber gegen einen unüberwindlichen Widerstand stößt. Mit einem in das Schlüsselloch gesteckten Schraubenzieher geht dies allerdings genau so. Da ich die innere Blockade des Schlosses nicht überwinden kann, werde ich wohl den Schließzylinder ausbohren müssen. Da ich so etwas noch nicht gemacht habe, fürchte ich, Fehler zu machen oder zumindest einen unnötig hohen Aufwand zu betreiben. Ich kann mir denken, dass Tipps zum Ausbohren nicht unbedingt veröffentlicht werden sollten. Da ich aber wohl nicht daran vorbeikomme, bitte ich dennoch um solche(n) Tipp(s), gegebenenfalls per PN. Danke und viele Grüße
August 15, 20159 j du könntest neben der "Wunderwaffe" Balistol versuchen die Schließlamellen einzeln von oben durch den Schlüsselschlitz mit einem dünnen Stift, der sprichwörtlichen Haarnadel, zu bewegen. Hat sich eine in der gedrückten Stellung verklemmt, verklebt, dann geht erst mal nix mehr.
August 16, 20159 j Autor Inzwischen habe ich den Schaltschlossträger ausgebaut, um besseren Zugang zum Zündschloss zu haben. Dabei habe ich festgestellt, dass der Schlüssel ein wenig gedreht werden kann und so das zur Rückwärtsgangsperre führende Zahnradgetriebe bewegt, dann aber gegen einen unüberwindlichen Widerstand stößt. Mit einem in das Schlüsselloch gesteckten Schraubenzieher geht dies allerdings genau so. Das ist normal, ca. 1mm bewegt sich auch "abgeschlossen" der komplette Zylinder mit. Dein Zylinder schließt also gar nicht. Da ich die innere Blockade des Schlosses nicht überwinden kann, werde ich wohl den Schließzylinder ausbohren müssen. Da ich so etwas noch nicht gemacht habe, fürchte ich, Fehler zu machen oder zumindest einen unnötig hohen Aufwand zu betreiben. Ich würde zuerst einen neuen, unverschlissenen Schlüssel besorgen und versuchen, mit diesem das Schloss zu schließen. Da hatte ich bereits öfter Erfolg mit. Manchmal lösen sich (besonders bei heißem Wetter!) vorher festgegammelte Schließblättchen und dann geht mit einem verschlissenen Schlüssel nix mehr, auch wenn der am Tag vorher noch wunderbar ging. Manchmal klemmen auch "zu weit" reingedrückte Blättchen (falschen Schlüssel benutzt, etc.) - auch mal den Tipp von Flemming probieren, mal mit einer Nadel etc. alle Blättchen eindrücken und schauen ob die zurück"schnappen". Ausbohren bringt gar nix. Du ruinierst dir den Zylinder und die Konsole - der Zylinder ist hart, die Konsole weich, am Ende ist beides beschädigt bzw. nicht mehr zu verwenden. Als Pfusch-Lösung zum ohne-Zündschloss-nach Hause fahren, ja, aber sonst - kannst du dir auch sparen, die Konsole kannst du auch in geschlossenem Zustand einfach komplett ausbauen und tauschen.
August 16, 20159 j Vielen Dank an Flemming und kratzecke! Ich habe mir auf die einleuchtenden Tipps hin das Schloss noch einmal genauer angesehen und dabei festgestellt, dass sich zumindest eines der oberen Schließplättchen verklemmt oder verklebt hat. Mit einer Nadel ist es nur geringfügig weiter einzuschieben, schnappt aber nicht raus. Was gemäß der Anleitung von kratzecke für ein verbogenes Plättchen, vielleicht aber auch für ein Verkleben spricht. Im übrigen nehme ich an, dass in diesem Fall ein neuer Schlüssel nichts ausrichten kann. - Ich hatte übrigens keinen falschen Schlüssel benutzt. Vermute ich richtig, dass nun zur Vermeidung eines Totalverlustes von Schloss und Konsole - die schon ausgebaut ist - nur noch das Lösen des Plättchens helfen kann? Kann man ein verbogenes Plättchen auch im eingebauten Zustand soweit behandeln, dass es wieder zurückschnappt? Zunächst würde ich natürlich versuchen, eine etwaige Verklebung zu beseitigen. Muss dazu Ballistol verwendet werden oder tut es auch reiner Alkohol, den ich immerhin vorrätig hätte? Oder ergäbe der Einsatz von Alkohol eine mögliche Verschlimmbesserung?
August 16, 20159 j lösendes Öl und immer wieder das widerspenstige Plättchen bewegen. Man könnte auch mit einem Häkchen vorsichtig nach oben ziehen, nur ist das totaler Blindflug. Erst mal mit bewegen Versuchen. Das dauert auch ein wenig bis die Feder wieder gängig wird wenn die total mit Dreck und verharztem Fett verklebt ist.
August 19, 20159 j Die "Wunderwaffe" Ballistol hat tatsächlich den Fall und das widerspentige Plättchen gelöst. Jetzt konnte ich auch endlich das Schloss auseinandernehmen und Kratzeckes Anleitung anwenden. Ich kann nur sagen, dass eine Reinigung tatsächlich notwendig war. Die Plättchen gingen jedenfalls nicht gerade leicht raus. Aber jetzt flutscht alles wieder wie neu und der treue 900er läuft wieder. Ich sage danke!
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