November 12, 20195 j Ich sehe das ein wenig selektiv. Habe selbst auch schon ARP-Bolzen verbaut, aber am Rallye-Auto. Da also eher bestimmungsgemäßer Einsatz. Wenn es aber z.B. nur noch Krümmerstehbolzen in schlechter Qualität am Markt gibt, dann würde ich im Zweifel lieber solche ARP-Teile einbauen, statt mich über immer wieder abreißende Aftermarkt-Sch**** zu ärgern.
November 12, 20195 j Also mir ist es lieber wenn an der Stelle in Zweifelsfall so ein Bolzen versagt! Da unnötig hochfest einzusetzen halte ich für kontraproduktiv. Natürlich auch nicht groß schwächer, sonst reißen für ja ständig ab. Wenn im Beispiel des Z19DTH der Bolzen nicht reißt reißt dafür der Krümmer.
November 12, 20195 j Wie werden ARP-Bolzen in der gängigen Nomenklatur genannt? Welchen Wärmeausdehnungskoeffizient haben diese? Passt das zum Material Krümmer, Zylinderkopf? Welche Anzugsdrehmomente sind dann erforderlich?
November 12, 20195 j ARP ist der Hersteller / Anbieter. Kommen aus US of A. Sowas dachte ich mir:biggrin: Jeder kennt's, aber keiner weiss genau, was es ist. Die Krümmerdichtung sollte man auch in die Flanschverbindung mit einbeziehen, die muss nicht zwingend das Drehmoment bewältigen können.
November 12, 20195 j Wie werden ARP-Bolzen in der gängigen Nomenklatur genannt?[...] ...kommt drauf an welche: https://arp-bolts.com/p/technical.php#p7TPMc1_5 Die am häufigsten angebotenen "ARP-Bolzen" dürften jene aus "8740 CHROME MOLY" sein, was SAE 8740 bedeutet und wiederum nach DIN EN einem 40NiCrMo2-2 (Werkstoffnr. 1.6546) entspricht, ein niedriglegierter Vergütungsstahl. [...] Aber da wir hier nicht alle so viel Kohle haben, mal ein weiterer Einwurf. Ich habe bei AliExpress mal geguckt und es gibt dort tatsächlich Titanbolzen für ca. 2-3€ pro Stück. Diese sollen aus Gr5 gefertigt sein. Alternativ gibt es Stainless 304.[...] "Gr5", also Grade 5 (TiAl6V4 (3.7164)), und "Stainless 304", also X5CrNi18-10 (1.4301, Standardaustenit, in des Volkes Munde auch gerne V2A genannt) sind jeweils die Standard-Wurst-Käse-Legierung unter den Titan- bzw. CrNi-Stahllegierungen. Beide sind nicht gerade für ausufernde Warmfestigkeit bekannt... Die Festigkeitsklassen (z.B.: 8.8, 10.9, 12.9) sind zur Warmfestigkeit nicht aussagekräftig. Die Festigkeitseigenschaften kommen durch Vergütung, also Härten & Anlassen zustande. Wird im Einsatz die Anlasstemperatur-Bereich (in der Regel 380°C-425°C) erreicht bzw. überschritten, gehen diese Eigenschaften wieder verloren. Je höher die Temperatur und die Einwirkzeit, desto schneller und stärker... Die Norm, welche die Festigkeitsklassen beschreibt (DIN EN 898-1) beschränkt dessen Gültigkeit sogar auf +10°C bis +35°C (siehe "Einführungsbeitrag"), was aber wohl eher juristischen Spitzfindigkeiten vorbeugen soll. Hersteller und Vertriebe legen die Grenze meist bei 150°C bis 300°C an. So oder so: Für Krümmer/Turbo-Nähe sind die Festigkeitswerte uninteressant! Beispiele für warmfeste Schrauben-Legierungen: Bearbeitet November 12, 20195 j von Scomber
November 13, 20195 j Administrator Danke für den ausführlichen Beitrag. Werde definitiv mal einige der aufgelisteten Materialien suchen und ebenso ausprobieren. Die ARP Bolzen sind auch nur aus Stainless 300er Stahl gefertigt, so wie ich das aus dem Produktdatenblatt entnommen habe. Was mich darüber hinaus irritiert - wieso wird dann gerade V2A für Fächerkrümmer verwendet? Wäre da nicht etwas anderes zu empfehlen? Nachtrag: V2A ist für 600°C-700°C im Dauerbetrieb ausgelegt, so wie ich das nun mehreren Produktdatenblättern entnommen habe. Wären diese also nun zu empfehlen? Bearbeitet November 13, 20195 j von DL_SYS
November 13, 20195 j Und wenn der hochfeste Stahlbolzen abreisst...bitte einen passenden Bohrer für die Entfernung mitbestellen. Denn bei einem neuen Zylinderkopf, weil der Stehbolzen standhaft ist und nicht rauskommt...ist der Preis für alle Arbeiten plötzlich sehr relativ. Ich frage mich immer, was wollt ihr denn? Für 20 Pfennig im ersten Rang im Kino???...gibbet nich. Vorher nachdenken, kalkulieren...wat kann ich denn...und dann fragen....fände ich okay. "aber ihr macht eh, was ihr wollt".
November 13, 20195 j Administrator Was willst du uns damit sagen? Das solche Bolzen nie mehr rauszukriegen wären? Das wir doch lieber den völlig überteuerten OEM Rotz kaufen soll oder doch eher das Nachrüstzeug was nicht richtig passt? Nichts für ungut, aber bisher habe ich selbst mit meinen Lidl Bohrern jede Schraube (ja auch Edelstahl) rausbekommen. Bei letzteren gehen halt mal ein paar Bohrer drauf, aber die Schraube kam raus. Für so was habe ich die Dinger im Endeffekt gekauft. Zur Not kauft man sich halt einen einzelnen Bohrer in entsprechender Qualität. Die 5€ machen es dann auch nicht mehr aus.
November 13, 20195 j Danke für den ausführlichen Beitrag. Werde definitiv mal einige der aufgelisteten Materialien suchen und ebenso ausprobieren. Die ARP Bolzen sind auch nur aus Stainless 300er Stahl gefertigt, so wie ich das aus dem Produktdatenblatt entnommen habe. Was mich darüber hinaus irritiert - wieso wird dann gerade V2A für Fächerkrümmer verwendet? Wäre da nicht etwas anderes zu empfehlen? Nachtrag: V2A ist für 600°C-700°C im Dauerbetrieb ausgelegt, so wie ich das nun mehreren Produktdatenblättern entnommen habe. Wären diese also nun zu empfehlen? Weder "Stainless 300" noch "V2A" geben Hinweis auf eine konkrete Legierung: "Stainless 300" ist eine Legierungsserie (nach US-amerikanischer Bezeichnung) für diverse austenitische CrNi-Stähle, dahinter kann sich bzgl. der (Warm-)Festigkeit alles mögliche verbergen. Ähnliches gilt für "V2A". Das ist nicht wie häufig vermutet wird eine bestimmte Stahlgüte, sondern lediglich ein (inzwischen sehr uneinheitlich) verwendeter Markenname. Ursprünglich bezeichnete dies eine von Benno Strauß (Friedrich Krupp AG) entwickelte Legierung, welche er als Versuchsschmelze 2 Austenit bezeichnete. Heute wird der Begriff, wie gesagt, sehr uneinheitlich, meist für Standardaustenite (X5CrNi18-10, X8CrNiS18-9, uvm.) verwendet. Dahinter könnte sich auch mal eine stabilisierte Variante (X6CrNiTi18-10) oder eine kohlenstoffverminderte (X2CrNi19-11), sogenannte ELC-Variante verbergen, welche dann bis max. ca. 600°C verwendbar sind, danach droht Versprödung durch Sigmaphasen-Bildung. Die erstgenannten Standardaustenite sind nur bis max. 300°C einsetzbar (Interkristalline Korrosion durch Chromkarbidausscheidungen an den Korngrenzen)! "V2A" sagt also zur Warmfestigkeit/Hitzebeständigleit nichts belastbares aus! [...]Was mich darüber hinaus irritiert - wieso wird dann gerade V2A für Fächerkrümmer verwendet?[...] Aus mangelnder Sachkenntnis. Bearbeitet November 13, 20195 j von Scomber
November 13, 20195 j Wenn mir ein Krümmerbolzen abgerissen ist, habe ich die noch jedes mal ohne Bohren raus bekommen. Mutter drauf geschweißt und gemütlich raus gedreht. Klappte bis jetzt immer.
November 13, 20195 j Administrator Das ist aber der Punkt. Der AliExpress Händler sichert zu, dass es 304er Stahl ist mit einer empfohlenen Anwendungstemperatur von bis zu 700°C. Genauso steht es auch in den meisten Materialdatenblättern. Für Krümmer benutzt man wohl doch eher 1.4541, wie mir ein Kollege das erklärt hat. Aber wenn schon - da geht eigentlich nichts so schnell undicht oder entzwei. Das es sich bei ARP-300er Stahl um eine Serie handelt ist mir klar, steht schließlich auch so dabei. Aber wenn das so unsicher wäre, würde ARP nicht seit Jahrzehnten den Markt mit diesen Produkten dominieren.
November 13, 20195 j Das ist aber der Punkt. Der AliExpress Händler sichert zu, dass es 304er Stahl ist mit einer empfohlenen Anwendungstemperatur von bis zu 700°C. Genauso steht es auch in den meisten Materialdatenblättern.[...] Dann verkauft der AliExpress-Händler vielleicht einen 304L, was die oben erwähnte ELC-Variante wäre (mit vermindertem Kohlenstoff-Gehalt). [...] Für Krümmer benutzt man wohl doch eher 1.4541, wie mir ein Kollege das erklärt hat.[..] Richtig! Das wäre die ebenfalls obig erwähnte titanstabilisierte Variante. Es geht in beiden Fällen darum die Neigung des Werkstoffes zur Chromkarbid-Bildung zu unterdrücken. Chromkarbide, also die Verbindung von Chrom und Kohlenstoff, bildet sich bei austenitischen Stählen in einem Temperaturfenster von ca. 450°C - 900°C. Die Chromkarbide setzen sich an den Korngrenzen ab, und vermindern den Zusammenhalt zwischen den Körnern im Gefüge. Darüber hinaus steht das gebundene Chrom nicht mehr zur Bildung der korrosionshemmenden Passivschicht zur Verfügung, und die Korrosionsbeständigkeit des Materials sinkt. Dies kann man über zwei Mechanismen vermindern: 1. Weniger Kohlenstoff im Metall (ELC-Stahl, extra-low carbon), oder... 2. ...sogenannte Stabilisierung über zusätzliche Legierungsbestandteile wie Titan, Tantal oder Niob. Diese binden im erwähnten Temperaturfenster den reaktiven Kohlenstoff noch bevor das Chrom weiß was Sache ist. Die Titan- oder Niobkarbide sind unbedenklich, der Chromanteil bleibt stabil. Man darf, wenn die Standard-Legierung bestellt wurde auch die ELC-Variante liefern, da alle sonstigen Eigenschaften gleich sind, aber nicht umgekehrt! Die stabilisierte Variante hat leicht abweichende Eigenschaften (z.B. schlechtere Polierbarkeit) und muss daher gekennzeichnet sein. Man kann also nicht, davon ausgehen, einen "304er Stahl" grundsätzlich über 450°C einsetzen zu können. Luftfahrtnormen beispielsweise schränken auch konservativer auf max. 300°C ein, denn bei so einer Angabe weiß man nicht was geliefert wird (Standard, oder ELC). Bei schwammigen Angaben wie "Stainless 300" oder gar "V2A" ist diese Ungewissheit noch größer. ...nur das wollte ich klarstellen! Bearbeitet November 13, 20195 j von Scomber
November 13, 20195 j Administrator Hier mal eine PDF zum Thema V2A. Ist 304, L wären nur 600°C.Schulung__April_2013_02.pdf
November 13, 20195 j [...] Ist 304, L wären nur 600°C. Wenn Du das Diagramm auf der letzen Seite, und die dort angegebene "max. empfohlene Anwendungstemperatur" meinst: ...das sind leider nur die Temperaturen der jeweiligen Zunderbeständigkeit, welche dort etwas unglücklich bezeichnet sind. IK-Beständigkeit ist dabei nicht berücksichtigt: Im Datenblatt zum 1.4301 des selben Anbieters (Deutsche Edelstahlwerke) wird die obere Grenztemperatur mit 550°C angegeben. Ferner heißt es jedoch: "Da diese Güte zur Ausscheidung von Chromkarbiden neigt, muss die Zeit im Temperaturbereich von 400°C - 850°C sowohl bei der Herstellung als auch bei der Verarbeitung begrenzt werden." In einem älteren aber ausführlicheren Datenblatt der DEW, in dem ebenfalls 700°C als oberste Einsatztemperatur vermerkt sind heißt es: "Obwohl im Lieferzustand (Lösungsgeglüht) keine Gefahr der interkristallinen Korrosion besteht, kann diese nach dem Schweißen oder nach dem Einsatz bei hohen Temperaturen einsetzen" [...] "Da diese Güte zur Ausscheidung von Chromkarbiden neigt, muss die Zeit im Temperaturbereich von 400°C - 850°C sowohl bei der Herstellung als auch bei der Verarbeitung sorfältig begrenzt werden." Thyssenkrupp-Materials UK geht in seinem Datenblatt zu Stainless 304 bei den Grenzeinsatztemperaturen sogar noch mutiger voran (870°C bzw. 925°C ...halte ich für sehr gewagt, aber egal!) benennt diese aber korrekterweise als Oxidationsgrenztemperaturen und schränkt darauf hin wiederum ein: "Heat Resistance 304 has good resistance to oxidation in intermittent service up to 870°C and in continuous service to 925°C. However, continuous use at 425- 860°C is not recommended. In this instance 304L is recommended due to its resistance to carbide precipitation. [...]" ...bei Bedarf hätte ich noch weitere Beispiele und themenbezogene Fachbuch-Auszüge. Bearbeitet November 13, 20195 j von Scomber
November 13, 20195 j Jetzt weiß ich wieder ganz genau, dass ich aus Werkstoffkunde, was ich in der Wwerkzeugmacherlehre mal hatte, nach nunmehr über 35 Jahren wirklich nichts mehr weiß. Scomber, allerbesten Dank für Deine Ausführungen. Das ist doch mal echt fundierte Darstellung und Erklärung.
November 14, 20195 j Geht es jetzt hier um den Krümmer, oder die Bolzen? Bei den Bolzen müsste man sich mal die Frage stellen, wie warm die wirklich werden. Der Teil, der im ZK eingeschraubt ist, dürfte nicht so warm (bzw. heiß) werden, da die Wärme über das Alu abgeführt wird. Der Teil, der raus ragt wird sicher wärmer, aber ob die jemals in den Bereich von 700 °C kommen....?? Die 3 Stehbolzen am TL selber (Verbindung Flammrohr bzw. Kniestück) werden verdammt heiß.... Bei Edelstahl sollte man auch bedenken, dass die meist wegen der Wärmedehnung nicht in Frage kommen...
November 14, 20195 j Wow, die Ausführungen von [mention=1679]Scomber[/mention] zeugt von Sachverstand, Respekt. Das erinnert mich an die Werkstoffkundevorlesung damals im Studium. Das habe ich damals auch alles schon gehört und in Versuchen erarbeitet. Aber seit dem nie wieder gebraucht und bis ich es eben gelesen habe, fast vergessen. Geht es jetzt hier um den Krümmer, oder die Bolzen? Bei den Bolzen müsste man sich mal die Frage stellen, wie warm die wirklich werden. Der Teil, der im ZK eingeschraubt ist, dürfte nicht so warm (bzw. heiß) werden, da die Wärme über das Alu abgeführt wird. Der Teil, der raus ragt wird sicher wärmer, aber ob die jemals in den Bereich von 700 °C kommen....?? Die 3 Stehbolzen am TL selber (Verbindung Flammrohr bzw. Kniestück) werden verdammt heiß.... Bei Edelstahl sollte man auch bedenken, dass die meist wegen der Wärmedehnung nicht in Frage kommen... Dem TE geht es ja um die Verschraubung von Turbolader zum Krümmer, also Abgaskrümmer, wo ja auch gerne mal Temperaturen von 600-800 °C erreicht werden. Da machen die hochfesten Schrauben aber doch keinen Sinn mehr !? Früher in der Lehre wurden da z.B. warmfeste Schrauben (4.6 oder 6.8) eingesetzt. Bearbeitet November 14, 20195 j von swedishelk
November 14, 20195 j Dem TE geht es ja um die Verschraubung von Turbolader zum Krümmer, also Abgaskrümmer, wo ja auch gerne mal Temperaturen von 600-800 °C erreicht werden. Da machen die hochhfesten Schrauben doch keinen Sinn mehr !? Früher in der Lehre wurden da warmfeste Schrauben (4.6 oder 6.8) eingesetzt. Ich unterscheide mal zwischen den Bolzen TL-->Krümmer und Krümmer-->ZK. Letztere werden sicher nicht so warm, erstere locker...
November 14, 20195 j Ich unterscheide mal zwischen den Bolzen TL-->Krümmer und Krümmer-->ZK. Letztere werden sicher nicht so warm, erstere locker... Richtig, er schreibt ja aber das er die drei Halteschrauben vom Turbolader zum Krümmer meint.
November 14, 20195 j Richtig, er schreibt ja aber das er die drei Halteschrauben vom Turbolader zum Krümmer meint. Der TE ist doch schon lange weg..................
November 14, 20195 j Autor Ja, der ist weg weil er sich schon bedankt hat und sich daraufhin die Schrauben original von VW gekauft hat. :-)
November 14, 20195 j Ja, der ist weg weil er sich schon bedankt hat und sich daraufhin die Schrauben original von VW gekauft hat. :-) Freie Fahrt für die Wissenschaftler..........
November 15, 20195 j Dann wären M 8x1,5 8.8 auch ausreichend gewesen. EX und WEG...aber dann ganz weit weg!!!
An der Unterhaltung teilnehmen
Du kannst jetzt posten und dich später registrieren. Wenn du ein Konto hast, melde dich jetzt an, um mit deinem Konto zu posten.