Damals gab's "seinen" Treibstoff nur in der Apotheke. Niemand hat ihn sonderlich ernst genommen - aber es dauerte mehrere JAHRZEHNTE bis aus seinen Basteleien ein wirklich alltagstaugliches Konzept wurde. Für einige Wenige, die sich den Spaß leisten konnten und wollten.
Hier sind wir vollkommen einer Meinung - auch damals gab es Leute mit genuegend Chuzpe, die sich so nen modernen Kram fuer viel Geld gekauft haben, obwohl es mitnichten ausgereift war - damit haben sie die Technikpioniere finanziert, auch wenn's bei Hr. Daimler allein anfangs nix geholfen hat.
Die alternative Fortbewegung ohne Kohlenwasserstoff-Zerknalltreibling unter der Haube sind im Direktvergleich zu anderen Technologiebereichen noch wesentlich unausgereifter, als damals der Daimler im Vergleich zu Dampfmaschine und ähnlichem.
Zu allgemein! Da unterscheiden sich die verschiedenen Methoden ganz erheblich!
- klassisches Elektroauto mit Akku: Antriebstechnik ist meiner Meinung nach sehr ausgereift. Problem ist die Stromspeicherung die derzeit sehr schwer oder wenig ausgereift und haltbar und obendrein noch derzeit rare Ressourcen (Litium ist an sich uebrigens ziemlich haeufig - nur wird es derzeit immer noch viel zuwenig gefoerdert). Zur Strompreisproblematik siehe unten.
- Elektroauto mit Brennstoffzelle: Antriebstechnik ist meiner Meinung nach sehr ausgereift. Brennstoffzelle an sich ist auch kalter Kaffee - hier hast Du sicher recht, dass in dunklen Schubladen der Automobilindustrie Know-How aus unzaehligen Klein- und Grossversuchen lagert. Knackpunkt ist die Lagerung des Betriebsstoffs - H2 ist echt bombig und Alkohol muss man erstmal erzeugen - siehe auch Verbrenner mit Alkohol. H2 hat das Potential die Strompreisproblematik elegant zu loesen - siehe unten.
- Elektroauto mit Stromschiene oder so: Antriebstechnik ist meiner Meinung nach sehr ausgereift. Knackpunkt ist wie man den Strom ans Auto bringt und es noch Individalverkehr ist (O-Busse und E-Loks sind ja bei der Streckenwahl eine wenig eingeschraenkt ;-) Vielleicht hat jemand ne gute Idee... ich hab grade keine.
- Verbrenner mit Alkohol: Antriebstechnik ist meiner Meinung nach sehr ausgereift. Betriebsstofflagerung ebenso - einfach mal nach Brasilien schauen. Grosse Frage, wie erzeuge ich Alkohol (also letztendlich Biomasse) in den noetigen Mengen auch in Laendern ohne tropisches Klima und vor allem ohne dabei Lebensmittel zu verspriten oder anderweitig zu verteuern. Da gibt es immer wieder spannende Ansaetze - im Labor oder Experimentalanlagenmasstab natuerlich heute nicht gegen Erdoel konkurrenzfaehig, aber mit hoeherem Oelpreis und mehr Nachfrage fuer groessere Anlagen gute Chancen. Zumal Alkohol auch in denselben Tankern wie bisher Erdoel (ok nach Umbau) transportiert werden kann, wenn er sich woanders noch optimaler erzeugen laesst.
Strom gibt es zwar heute nicht nur in Apotheken, dafür aber sehr bald nur noch zu Apothekenpreisen.
Stimmt nicht. Biostrom ist selbst heute schon im Uebermass vorhanden (sicher zu nem guten Teil politisch durch Subventionen motiviert - ob das gut oder schlecht ist, ist mir hier ohne Bier aber zu politisch), das Problem ist die Verteilung und/oder Speicherung. Hier wird ja auch dank Atomausstieg massiv dran gearbeitet - leider haben wir die passenden topografischen Verhaeltnisse fuer die klassische Loesung Walchensee halt nicht ueberall... Ein eher mittel- bis langfristiger Ansatz waere z.B. Solarenergie, da wo es sich richtig lohnt (Sahara anybody?) und den Strom zur H2 Erzeugung nutzen. H2 im Tanker dahin shippern wo man Autofahren will. Bliebe nur die Frage, wie man H2 so transportiert, dass es bei einem Unfall nur wie bei Normalbenzin eine Kleinstadt ruiniert (Herborn anybody - ok, der war schlecht...) und nicht gleich ne Grossstadt.
Milliarden von Fahrzeugen für den Massenmarkt können nicht "mal-eben" ausgetauscht werden, die erforderlichen Infrastrukturen werden Jahrzehnte zum Auf- und Ausbau benötigen.
Infrastruktur dauert sicher - je nach Loesung mehr oder weniger. Fahrzeuge koennen aber vielleicht irgendwann mal dank groesserer Stueckzahlen oekonomisch sinnvoll umgeruestet werden - siehe der Umruester der heute nur Custom Jobs fuer Liebhaber macht.
Bis dahin hat sich die Anzahl der "mobilen" Masse schon wieder mal verdoppelt oder verdreifacht. Ein Hase-Und-Igel-Rennen mit vorgeblichem Ziel, aber dieses am Ende einer Sackgasse.
Die Erkenntnis ist nicht wirklich neu - die hatte der Club of Rome schon vor ueber 40 Jahren. Aber wie gesagt, es gibt Grenzen des Wachstums die wir hoffentlich nie erreichen werden - und zwar hoffentlich auch mit friedlichen Methoden und nicht dem grossen Rasiermesser Krieg.
Der Rest ist mir zu politisch ohne nen Bier - und fuer hier...
Gute Nacht,
Nachtflug