Die Lkw-Maut nach dem jetzigen Erfassungssystem war ein grober Fehler. Man hatte wohl gedacht, man könne so des Verursacherprinzip 1 : 1 umsetzen, d.h. jeder km kostet soundsoviel. Aber man hat nicht erkannt, dass viele Speditionen versuchen, die Maut zu umgehen, indem sie über Landstraßen fahren, durch Dörfer brettern. So wird der in der Studie angeführte Gesundheitsaspekt wg. Lärmbelästigung unnötig verschärft. Wenn man nun diese Mautbrücken auch noch für Pkw einsetzen will, wird das die Autobahn ab adsurdum führen. Schließlich sollen die Autobahnen den Fernverkehr aufnehmen und unnötige Belastungen der Landstraßen und Ortschaften vermeiden helfen. Während eine Vignette dem Autofahrer keinen Anlass bietet, Alternativstrecken zu nehmen, wird dies durch die jetzige Version für die Lkw geradezu provoziert. Man erinnere sich (wer kann) an die Zeit, als die Autobahn A 5 bei Baden-Baden endete. Oder als durch die Schweiz noch keine Nord-Süd-Achse führte. Obwohl der Fahrzeugbestand Anfang der 60-er Jahre sehr viel geringer war als heute, war z.B. die Fahrt von Basel nach Chiasso eine größere/längere Aktion. Gab es dann womöglich einen Unfall (so erlebt), stand man mehrere Stunden im Stau, der Verkehr wurde wechselseitig über fast Feldwege umgeleitet, die aber von Lkw nicht befahren werden konnten. Das Chaos war perfekt. Wir passierten den Grenzübergang Basel damals gegen 18.00 Uhr und waren am Morgen gegen 8.00 Uhr endlich in Chiasso. Nun stelle man sich vor, die Geiz-ist-geil-Fraktion meidet künftig Autobahnen wie der Teufel das Weihwasser. Bei dem inzwischen extrem hohen Fahrzeugbestand hätte das katastrophale Auswirkungen. Auch diese verursachen einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden.
Ich bin absolut dafür, dass man den umweltverträglichen und mit Verstand transportierten Yoghurt billiger bekommt. Leider wird dies durch die großen Lebensmitteldiscounter unterwandert. Dort werden schließlich die größten Umsätze getätigt. Oder warum müssen im Regal gefühlte 150 Biersorten aus aller Welt stehen? Im Schwarzwald werden hervorragende Biere gebraut, die man ja hier trinken könnte, dafür andere eben im Norden oder in Bayern. Es mag ja dann einige Fachabteilungen/-geschäfte geben, wo man "exotisches" Bier kaufen kann, aber dann zum Luxuspreis. Da aber alle Wachstum, Wachstum, Wachstum wollen, wird überall hin geliefert, Verdrängungswettbewerb betrieben, bei Preiskämpfen deutlich Umsatz gesteigert, aber Gewinn verschenkt. Man hat manchmal das Gefühl, dass der Schwachsinn regiert.
Um auf Lkw zurück zu kommen:
Vor der Maut fuhren alle Lkw auf der Autobahn, was zwar auch nicht immer lustig ist, aber immer noch besser als durch Dörfer. Kleinere Lkw besorgten die Verteilung/Abholung von Gütern an den entsprechenden Produktionsstätten oder Empfängern. Jetzt ist es so:
Eine Spedition hat ihr großes Depot 40 km nördlich der CH-Grenze. Die Lkw fahren auf der CH-Autobahn bis Basel, wären über die Autobahn und einen Zubringer in ca.40 min. zu Hause. Jetzt nicht mehr! Man geht auf die B3 und gurkt durch sämtliche Ortschaften, braucht zwar länger, spart aber die Maut. Da ohnehin in steuerlicher Hinsicht eine extreme Wettbewerbsverzerrung zwischen deutschen und ausländischen Spediteuren besteht, wird so gespart, wo man kann.
Übrigens habe ich gerade für meinen Anteil jener EUR 750,-- p.a. einen kleinen Bonus erwirtschaftet. Hatte einige Erledigungen und bin zu Fuß gegangen. Hat mich zwar 1 1/2 Stunden gekostet, aber bei dem Wetter ... schöner Ausgleich zum Sitzen vor dem PC. Mein Auto ist unverzichtbar, steht aber manchmal mehrere Tage, wenn man kleinere Entfernungen per pedes oder "bicycletta" erledigen kann.
So gesehen, will ich solche Studien garnicht verdammen, sofern man damit etwas mehr Bewusstsein für diese Dinge wecken kann. Nur sollten diese Studien nicht von Politikern zur Abzocke missbraucht werden. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass jeder Euro im Besitz und Gebrauch einer Privatperson oder Firma volkswirtschaftlich wertvoller ist als wenn ihn der Staat in die Hände bekommt.