Sonstiges Sicherheit 9000er

Ernsthaft?

Naja, es muß ja nicht jeder die gleichen Ansichten haben. Manche können aber auch nicht unwidersprochen bleiben.

In diesem Sinne wünsche ich allen Diskutanten an dieser Stelle alles Gute im neuen Jahrzehnt und jederzeit eine unfallfreie Reise. Auch und gerade im Saab 9000. :biggrin:
 
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Na gut, jeder wie er meint. :rolleyes:
Ich jedenfalls meide Autos unter 4 m außerhalb der Stadt, egal wie neu sie sind.
 
... hier den 9000 besser zu schreiben als er ist und im Umkehrschluß nicht wahrhaben zu wollen, daß moderne Kleinwagen inzwischen einen besseren Insassenschutz bieten.
Sorry Eber, aber Du verkennst hier wohl wirklich die Physik in ihrfer vollen Tragweite.. Länge ist einfach durch nichts, keine Entwicklung und keine noch so tollen Supermaterialien zu ersetzen.
Selbst wenn jemand einen Karren bauen würde, die z.B. einen Frontalcrash mit 50 km/h mit lediglich ein paar äußerlichen Kratzern übersteht, und wenn dann noch 35 Luftsäcke jegliche äußere Verletzung der Insassen verhindern würden, wären letztere tot, da die (negative) Beschleunigung innen alles zerfetzt hätte.
Es geht hier, wie von mir schon mehrfach gesagt, auch gar nicht um den 9k als solchen. Sondern er gehört, mehr oder weniger zufällig, einfach zu den Fahrzeugen, welche im Frontbereich recht viel Weg 'spenden' können, bevor es innen eng wird. Und sie sind halt auch so gebaut, dass sie dies auch tun. Sicher sind sie vielen Stellen nicht optimal, aber lieber 'nem vollen Meter halbwegs sinnig knautschen, als einen halben optimal.

Klar erzählt die Werbung etwas anderes. Aber Physik ist nun mal Physik. Und an der führt kein Weg vorbei.
 
Ein letzter Versuch mit der Schulphysik.

Das Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz besagt:
a = delta v / t


delta v ist beim Crashtest definitionsgemäß gleich der Anfangsgeschwindigkeit, weil die Endgeschwindigkeit =0 ist, und auf Grund der gesetzlichen Vorgaben gleich (historische Änderungen mal außen vorgelassen).
Daraus ergibt sich, dass die (negative) Beschleunigung ausschließlich umgekehrt proportional zur (zur Verfügung stehenden) Zeit bis zum Stillstand ist.

Wenn also Fahrzeuge einen gleichen (bzw. geringeren) Verzögerungswert erreichen sollen, müssen sie eine gleiche (bzw. längere) Zeit zur Verfügung haben, um die gleiche Geschwindigkeit abzubauen.

Das ist nur möglich, wenn ihnen (wiederum bei gleicher Ausgangsgeschwindigkeit) für das Anhalten ein längerer Weg zur Verfügung steht.
Physikalisch wird das im Weg-Zeit-Gesetz der gleichmäßig beschleunigten Bewegung beschrieben, das da lautet:
s = 1/2 * v * t
und besagt, dass bei gleicher Ausgangsgeschwindigkeit der für den Verzögerungsvorgang benötigte Weg nur proportional zur Zeit ist.

Wenn also (wie oben gezeigt) eine längere Zeit nötig ist, um aus einer vorgegebenen Geschwindigkeit heraus eine geringere Beschleunigung zu erreichen, dann erfordert das automatisch auch einen längeren Weg - oder umgekehrt: ein kürzerer Weg führt automatisch zu einer höheren Beschleunigung.
Eigentlich braucht man für diese Erkenntnis aber gar keine Physik und Formeln. :rolleyes:

Und die Beschleunigung und nur die ist das entscheidende Kritrium für das Auftreten innerer Verletzungen, die nicht durch einen direkten Anprall verursacht werden, sondern alleine durch die (negative) Beschleunigung der im Körper beweglich aufgehängten Organe verursacht werden und deshalb als "(Hoch)Rasanztraumen" bezeichnet werden.

Ob und wie dieser zur Verfügung stehende Weg konstruktionstechnisch genutzt wird, ist in dieser Hinsicht so lange unerheblich, wie die Beschleunigung (wie idealisiert hier betrachtet) halbwegs gleichmäßig ist* und die Fahrgastzelle stabil genug bleibt, um nicht durch zusätzliche äußere Verletzungen weitere Gefährdungen hervorzurufen.
Dass gerade letzteres als primäre Anforderung an das Unfallverhalten der Karosserie in den letzten Jahren im Mittelpunkt stand und als conditio sine qua non die Konstruktionsprinzipien bestimmt hat (und das zweifellos erfolgreich, wie die Bilder zeigen), bezweifelt niemand, und welche Rolle dabei die Konstruktion der energieabsorbierenden Strukturen spielt, ist in der Arbeit (die im übrigen auch schon wieder 18 Jahre alt ist) gut dargestellt, aber auch, dass die Konstruktion des Vorderwagens dabei auch auf andere Kriterien (z.B. Produktionseffizienz, Reparaturaufwand, neuerdings auch Schonung der Unfall"partner") Rücksicht nimmt, ist ja ausführlich dargestellt.
An der Stelle spielt natürlich auch das Fahrzeuggewicht eine Rolle, denn die höhere kinetische Eniergie eines schwereren Fahrzeugs soll ebenfalls restlos im Vorderwagen umgewandelt werden, damit die Fahrgastzelle intakt bleibt und nicht vereinfacht gesagt unter dem Eigengewicht quasi zerquetscht wird. Das erfordert naturgemäß eine steifere Konstruktion.

Das alles ändert aber nichts daran, dass der menschliche Körper in einem Auto, das aus der selben Geschwindigkeit heraus nach einem halben Meter früher zum Stillstand kommen muss als ein anderes Auto, um die Grundbedingung einer intakten Fahrgastzelle zu erfüllen, einer höheren Beschleunigung ausgesetzt ist und damit ein höheres Risiko hat, innere Rasanzverletzungen zu erleiden.
Wer sich mit Details beschäftigen mag: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/s-0041-102507?lang=de

*Dass eine noch so lange Knautschzone nichts nutzt, wenn deren größter Teil davon kaum zur Verzögerung beiträgt und nur ein Bruchteil effektiven WIderstand entgegenbringt und Energie aufnimmt, dürfte auch klar sein, weil dann kurzzeitig wesentlich höhere als die durchschnittliche Beschleunigung auftreten.
Das wäre der Fall, in dem auch ich zugeben würde, dass es die Länge alleine nicht tut - aber in der Kategorie sehe ich weder einen 9000 noch 900, wie auch die Praxis immer wieder zeigt.

Dass ein gleich langes Auto heute (von den anderen modernen passiven Sicherheitsfeatures abgesehen) gerade auch in dieser Hinsicht entsprechend den Beschreibungen in der Arbeit noch effektiver konstruiert sein könnte (wenn nicht andere Zielkonflikte diesen Vorteil evtl. wieder teilweise aufheben), gebe ich ebenfalls gerne zu - aber das habe (nicht nur) ich weiter oben ja auch immer wieder geschrieben, dass es um diesen Vergleich alt/neu innerhalb einer Klasse nicht geht.

Es ging hier auch nicht um den Vergleich eines modernen Kleinwagens mit einem Oldtimer, in dem nach entsprechenden Unfällen regelmäßig das Lenkrad durch den Brustkorb verbogen, die Frontscheibe durch den Kopf des Beifahrers eingedrückt und die Unterschenkel von Pedalen festgenagelt wurden - das habe (nicht nur) ich oben ja schon wiederholt versucht zu erklären, und dass der 9000 (weil es ursprünglich um diesen ja ging) in diese Kategorie gehört, wird wohl auch niemand behaupten?!

Vielleicht konnte ich ja nun etwas verständlicher machen, worum es geht? :confused:
 
Ich möchte hier auch noch meinen Senf dazugeben:

Erst einmal haben mir Ford-Ingenieure im Entwicklungszentrum in Köln während meines Praxissemesters mitgeteilt, dass im Lastenheft die Crashsicherheit an oberster Stelle steht. Hintergrund war meine Frage, warum die Abgasführung eines konkreten Motors auf dem Prüfstand hinsichtlich Krümmer, Kat und Downpipe so einen verschlungen Weg statt des direkten nimmt. Die Antwort war, dass Crashanforderungen das bedingten. Hier nahm man thermodynamische Nachteile in Kauf, damit sich das beim Crash besser zusammenfaltet.

Da sind wir auch schon beim nächsten Thema: Der Deformationsbereich eines Fahrzeugs wächst nicht proportional zur Länge des Vorderwagens. Größere Modelle haben zwar tendenziell mehr Knautschzone, aber da reden wir z. B. von 45 statt 35 cm. Große Fahrzeuge haben mehr Gewicht und müssen den Motor im Crashfall noch "unterbringen", d.h. die Längsträger müssen spätestens dann knüppelsteif sein, wenn das Antriebsaggregat samt seiner Nebenaggregate an der Spritzwand anschlägt, um die Fahrgastzelle nicht zu gefährden. Kleine Fahrzeuge sind leichter und haben kleinere Motoren, daher benötigen sie für das gleich starke Abbremsen des Fahrzeuges schon mal weniger Vorderwagenlänge als große und schwere Fahrzeuge.

Dann wurde hier schon die Konstruktion des Vorderwagens angesprochen. Wenn ich die Strukturen am Vorderwagen miteinander intelligent verknüpfe, können Teile Verformungsarbeit leisten, die gar nicht unmittelbar im Bereich des Impacts liegen. Hier generiert man quasi zusätzliche Knautschzone. Dann wird hier modellhaft immer davon ausgegangen, dass Fahrzeuge quasi vor die Wand oder vor den Baum fahren. Die meisten Frontalzusammenstöße sind Offset-Crashs. Wenn es mir auch hier gelingt, den Vorderwagen entsprechend zu designen, wird das Fahrzeug rechtzeitig vor dem Aufbrauchen des verformbaren Karosseriebereiches vom Unfallgegner durch Drehung entfernt und es muss keine weitere Energie abgebaut werden, da es sich nur noch um die Hochachse dreht.

Also, die Grundregeln der Physik bleiben bestehen, aber das Thema ist zu komplex, um es nur auf "größer ist besser" zu reduzieren. Die NCAP-Tests unter gleichen Bedingungen zeigen dann ja auch, das manchmal Dummys in großen Fahrzeugen höheren Kräften ausgesetzt sind als in kleinen, obwohl die Randbedingungen die gleichen sind.

EDIT: Schreibfehler korrigiert
 
Zuletzt bearbeitet:
A&O ist mit wem bzw womit man den Crash hat, und wie.
Wenn ungünstige Faktoren zusammen kommen, ist das sicherste Fahrzeug eine Todesfälle.....
Da kann der im NCAP Test als Bester abgeschlossen haben.

Wenn man ein Fahrzeug mit einer guten Grundsicherheit hat, ist der Rest Schicksal.
 
Danke Onkel Kopp!
Ich gebe auch zu, dass die Reduzierung auf die Länge seeehr vereinfacht ist und dass moderne Konstruktion der Knautschzone da sicher einiges retten kann (so wie die miserablen Ergebnisse früherer chinesischer Modelle zeigen, wie schlecht man das auch machen kann).

Aber gerade das von dir beschriebene Wegdrehen beim Offset ist ein schönes Beispiel, wie Theorie und Praxis dann gelegentlich doch voneinander abweichen, wenn die genau definierten Crash-Testebdingungen in der Praxis nicht genau so eintreffen wie berechnet. Etwas mehr Überdeckung macht dann aus dem wahrscheinlich gewollten Wegdrehen plötzlich einen Ping Pong-Ball aus dem deutlich leichteren Unfallfahrzeug, dass dann nicht nur bis zum Stillstand abgebremst, sondern nicht selten sogar in die Gegenrichtung beschleunigt wird - was die Insassenbelastungen und damit das Risiko innerer Verletzungen unkalkulierbar steigert. Und das sind keine theoretischen Erwägungen, sondern Erlebnisse aus der Realität.

Und ob ein geometrisch um 50% längerer Vorderwagen die "funktionelle" Knautschzone ebenfalls um 50% verlängert oder nur um einen Teil davon, ändert doch nichts an dem grundsätzlichen Vorteil längerer Wege, die für die Verzögerung zur Verfügung stehen, so dass ich keinen Grund sehe, meine grundsätzlichen Bedenken hinsichtlich Kleinwagen im Geschwindigkeitsbereich jenseits der Stadt abzulegen.
Im abgewandelten Sinne des Saab-Werbespruchs würde ich im Falle des Falles jedenfalls lieber im Saab als im VW Up sitzen. :redface:
 
A&O ist mit wem bzw womit man den Crash hat, und wie.
Wenn ungünstige Faktoren zusammen kommen, ist das sicherste Fahrzeug eine Todesfälle.....
Da kann der im NCAP Test als Bester abgeschlossen haben.

Wenn man ein Fahrzeug mit einer guten Grundsicherheit hat, ist der Rest Schicksal.


Das ist genau das was ich meinen Beiträgen zu sagen versuchte.
Danke dafür
weezle
 
Prosit Neujahr,

irgendwie gibt es ja auch noch aktive Sicherheit, und wo wir mit unseren alten Karren mit schlechten Bremsen (verglichen mit Neuware) und ohne ESP in ein Hindernis einschlagen, zirkelt so ein modernes Fahrzeug einfach um die Gefahrenstelle herum.
Ob Airbags eines über 20 Jahre alten Fahrzeugs noch funktionieren wie geplant und verborgene Korrosionsschäden ausser Acht zu lassen sind, lasse ich mal so im Raum stehen.


https://saabblog.net/2017/09/15/folksam-report-2017-wie-sicher-ist-ein-saab/

Abgesehen davon ist der 9ķ auch mit der rosaroten SAAB-Brille im Vergleich auch nur durchschnittlich, wobei in unten stehenden Vergleich alle 9k ab BJ85 miteinfliessen.

In diesem Sinne eine unfall- und pannenfreie Saison.

Screenshot_20200101-124047_Samsung Internet.jpg
 
Traue keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast:tongue::biggrin:
 
Entgegen dem Vorteil der sicherlich besseren aktiven Sicherheit steht aber auch wieder, dass die oft fehlende Rückmeldung von Straßenzustand und Grenzbereich vielleicht eher zu Unvorsicht verleiten...
 
Entgegen dem Vorteil der sicherlich besseren aktiven Sicherheit steht aber auch wieder, dass die oft fehlende Rückmeldung von Straßenzustand und Grenzbereich vielleicht eher zu Unvorsicht verleiten...
Ja, ist mir vor ein paar Monaten mit einem Panamera passiert. Als ich mit 240 in eine Kurve fuhr und merkte, dass die langsam zu eng wurde....:redface:...gefühlt fuhr ich 160.....

Man merkte Garnichts an Rückmeldung. Hat alles noch gepasst, da ich auch abgebremst habe, aber da war ein deutlicher Unterschied zwischen "Eindruck" und Realität....ohne Abbremsung (rechtzeitig) wäre es definitiv knapp geworden....und da hätte mir das sicherste Auto auch nicht mehr helfen können....
 
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Aber gerade das von dir beschriebene Wegdrehen beim Offset ist ein schönes Beispiel, wie Theorie und Praxis dann gelegentlich doch voneinander abweichen, wenn die genau definierten Crash-Testebdingungen in der Praxis nicht genau so eintreffen wie berechnet. Etwas mehr Überdeckung macht dann aus dem wahrscheinlich gewollten Wegdrehen plötzlich einen Ping Pong-Ball aus dem deutlich leichteren Unfallfahrzeug, dass dann nicht nur bis zum Stillstand abgebremst, sondern nicht selten sogar in die Gegenrichtung beschleunigt wird - was die Insassenbelastungen und damit das Risiko innerer Verletzungen unkalkulierbar steigert. Und das sind keine theoretischen Erwägungen, sondern Erlebnisse aus der Realität.

Stimmt schon, letztlich kommt es immer auf das konkrete Szenario an. Crashkompatibilität ist ja auch eine der großen und nicht ausreichend beackerten Themen in dem Zusammenhang. Letzlich ist - gleicher Technologiestand vorausgesetzt - ein größeres Auto tendenziell sicherer als ein kleines. Im Einzelfall können die 10 cm mehr an Knautschzone die entscheidenden sein.

Und ob ein geometrisch um 50% längerer Vorderwagen die "funktionelle" Knautschzone ebenfalls um 50% verlängert oder nur um einen Teil davon, ändert doch nichts an dem grundsätzlichen Vorteil längerer Wege, die für die Verzögerung zur Verfügung stehen, so dass ich keinen Grund sehe, meine grundsätzlichen Bedenken hinsichtlich Kleinwagen im Geschwindigkeitsbereich jenseits der Stadt abzulegen.
Im abgewandelten Sinne des Saab-Werbespruchs würde ich im Falle des Falles jedenfalls lieber im Saab als im VW Up sitzen. :redface:

Wenn man sich Crash-Ergebnisse anguckt, dann bietet der aktuelle Smart bei nur 2,7 m Länge eine sehr gute passive Sicherheit. Durch den Heckmotor ist bei ihm vorne nichts im Weg, die Vorderwagenstruktur steht größtenteils zum Knautschen zur Verfügung. Würde man den Smart auf 3 Meter verlängern und die gewonnenen 30 cm rein für eine Ausdehnung der Knautschzone verwenden, wäre es das mit Abstand sicherste Auto überhaupt, auch wenn das Gefühl vielleicht was anderes sagt.

Ob Airbags eines über 20 Jahre alten Fahrzeugs noch funktionieren wie geplant und verborgene Korrosionsschäden ausser Acht zu lassen sind, lasse ich mal so im Raum stehen.

Ich glaube, dass bei den Folksam-Ergebnissen Korrosion bei 900 und 9000 die eher schlechten Ergebnisse mit beeinflusst. Ähnliches haben vorangegangene Tests gezeigt, mir fällt da der vorletzte Fiesta gegen Ford Sierra ein, ein Test solch eines Fiesta gegen einen aus den 80ern oder der Test von Nachrüstgurten in einem Opel Ascona. Bei allen waren die Ergebnisse auch deswegen schlecht, weil es bereits Korrosion gab.

Der Test des ADAC mit dem Sierra kam dann zu folgendem Ergebnis:

Die beiden Fahrzeuge fuhren mit jeweils 56 km/h aufeinander und trafen sich mit halbseitiger Überdeckung. Diese Art des Aufpralls kommt dem realen Unfallgeschehen, bei dem sich die Gegner meist versetzt treffen, sehr nahe.

Das Ergebnis: Der 20 Jahre alte Ford Sierra verursachte beim Fahrer mehrere lebensbedrohliche Verletzungen und klemmte ihn sogar in der kollabierten Fahrgastzelle ein, obwohl er über 100 Kilogramm schwerer als sein Gegner war und eine größere Knautschzone besaß. Zusätzlich wurde die Rettung nach dem Unfall erschwert, weil sich die Fahrertüre nur mit Werkzeug öffnen ließ.

Demgegenüber hätten die Insassen des modernen Kleinwagens Ford Fiesta zwar ernsthafte, aber keine lebensbedrohlichen Verletzungen erlitten. Die Fahrgastzelle blieb stabil, das Lenkrad drang nicht in den Innenraum ein und der Fußraum verformte sich nicht.


Der ADAC kam in einem Test mit einer fahrenden Barriere aber auch mal zu dem Ergebnis, dass beim Aufeinandertreffen eines großen und kleinen Fahrzeugs selbst gut gemachte Kleinwagen benachteiligt sind, da sind wir wieder bei der Kombatibilität:

Wenn kleine Autos gegen größere prallen, ist das ungesund für die Insassen des Kleineren. In einem Crashtest hat der ADAC mit den Kleinstwagen Smart Fortwo, Fiat 500, Renault Twingo und Kia Picanto eine Kollision mit einem Unfallgegner in der Größe eines VW Golf nachgestellt. Untersucht wurde die Kompatibilität bei Fahrzeugzusammenstößen.

Insgesamt liegt bei allen vier Fahrzeugen die Insassenbelastung deutlich höher als bei einem Frontalaufprall nach dem Euro-NCAP-Standard. Auf den Fußraum wirkende Kräfte verursachen bei allen getesteten Autos schwere Beinverletzungen bei den Fahrern, deswegen wurden diesen Modellen nur eine "befriedigende Kompatibilität" bescheinigt.

Die Folgen eines Zusammenstoßes verschieden großer Fahrzeuge, kann laut ADAC mit dem bisher angewandten Euro NCAP-Test nicht optimal gemessen werden. Der Test simuliert einen Unfall mit zwei gleichschweren Fahrzeugen, in der Realität prallen allerdings verschieden schwere Pkw mit unterschiedlicher Überdeckung aufeinander.

Bei Crashtest-Verfahren des ADAC trifft das zu beurteilende Fahrzeug mit 50 Prozent Überdeckung auf einen gleich schnell entgegenkommenden Barrierewagen. Die Kompatibilität von Autos wird dann anhand der Verformung des am Barrierewagen angebrachten Deformationselements ermittelt.

Ausgehend von den Ergebnissen des Tests, fordert der ADAC von den Herstellern, ihre Fahrzeuge so zu entwickeln, dass die Fahrzeugfronten zueinander passen. So ist bislang die Höhe der tragenden Strukturen nicht standardisiert. Die Querträger sind oft flach ausgeführt und decken nicht die gesamte Fahrzeugbreite ab. In der Summe, so das Fazit der Tester, führe das dazu, dass sich die Fahrzeuge bei einem Unfall nicht gut aneinander abstützen können. Das könne durch eine Art Schutzschild aus mehreren breiten Querträgern verbessert werden. Die Energie des Aufpralls werde dadurch großflächig verteilt und könne zu einem größeren Teil in der Knautschzone abgebaut werden, folgert der ADAC.

Quelle: ntv.de, sp-x

Man braucht vor kleinen Autos aber keine Angst haben, das ist nur eine Folge der stärkeren medialen Verbreitung des Themas Unfall und Crash. Aufgrund von Priming-Effekten in unserem Gehirn wird das Thema dann überbewertet. Viel gefährlicher als in einem Kleinwagen am Straßenverkehr teilzunehmen ist statistisch das Steigen auf eine Leiter oder voll bepackt eine Treppe hinabzusteigen.

Ich wünsche ein in jeglicher Hinsicht unfallfreies 2020! :ciao:
 
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Aufgrund von Priming-Effekten in unserem Gehirn wird das Thema dann überbewertet. Viel gefährlicher als in einem Kleinwagen am Straßenverkehr teilzunehmen ist statistisch das Steigen auf eine Leiter oder voll bepackt eine Treppe hinabzusteigen.

Wie wahr, wie wahr...

Das gefährlichste überhaupt ist ja, schneller als 120 km/h zu fahren! ;)

Es gibt jährlich mehr Todesopfer und Verletzte durch 'Stürze aus geringer Höhe' (Bordsteinkante bis Bierkasten) als im Straßenverkehr.

Frohes neues Jahrzehnt @ all und haltet Euch immer am Treppengeländer fest! :)
 
Ein letzter Versuch mit der Schulphysik.
(...)
Hej patapaya

Langer Text in dieser Nacht, mußtest Du Dienst schieben (da Du offenbar in der medizinischen Ecke tätig bist)?
Ich durfte den Jahreswechsel auch in einem kranken Haus verbringen, allerdings auf der Seite der Tür mit dem Bett. Bin heut nachmittag rausgelassen worden.
Mit dem Hintergrund erstmal allen ein Gutes Neues Jahr!

Zur Physik, ihr (auch René einen Beitrag drüber) habt ja vollkommen recht mit dem Zusammenhang Crashlänge-Geschwindigkeitsabbau. (Für den Link (#106) müßte man sich übrigens irgendwo anmelden.) Aber das reicht alleine heute nicht mehr für einen Vergleich 9000 zu einem modernen Auto bei der Sicherheit.

Ich versuche es mal mit einer, sehr stark vereinfachten und überzogenen, Historie:
Frontalcrash war und ist immer noch die häufigste Unfallart.
Mit 40km/h gegen eine Mauer:
40-er Jahre: Auto leicht verbogen, Fahrer von der Lenksäule aufgespießt
60-er Jahre: Auto stark beschädigt, Fahrer überlebt schwerverletzt (Knautschzone)
70-er Jahre: Auto stark beschädigt, Fahrer überlebt verletzt (zusätzlich Anschnallpflicht)
80-er Jahre: Auto stark beschädigt, Fahrer überlebt leichtverletzt (zusätzlich Airbags)
Und seither ist das mehr oder weniger Stand der Technik, ACHTUNG, bei der Unfallart Frontalcrash mit 100% Überdeckung gegen ein starres Hindernis.

Vielleicht ist dies immer noch die prozentual häufigste Unfallart, aber mit stark rückläufiger prozentualer Verletzungsschwere.
Also trat der Frontalcrash mit nur teilweiser Überdeckung in den Fokus, da nun dort die schwersten Verletzungen auftraten (wieder prozentual). Nicht weil die Unfallart zunahm.
Auch da wurden in der Folgezeit weiterentwickelt mit dem Ergebnis das die Anzahl der Schwerverletzten weiter zurückging.
Und nun wurde festgestellt das bei nur 25%er Überdeckung die Anzahl der Schwerverletzten zunahm (prozentual, ich wiederhole mich), und der Begriff „small overlap“ war geboren. Nicht weil diese Unfallart zunahm.
Also werden die Autos in Hinblick darauf weiterentwickelt, die anderen Unfallarten deswegen aber nicht vernachlässigt. Auch wenn es da manchmal Zielkonflikte gibt, auch regionale. Die Vorschriften sind nicht in allen Ländern/Märkten gleich.

Ein Auto das in den 80er-Jahren konzipiert wurde kann also durchaus bei speziellen Unfallarten mit einem modernen Auto vergleichbar sein, leider aber gibt es da keine „Genormten“.
Jeder Unfall ist anders. Und spätestens bei der Kategorie „small overlap“ kann der 9000 nur granatenmäßig versagen. Da knabbern moderne Autos ziemlich dran.
Wie also soll „Sicherheit“ hier in dieser Frage definiert sein?


Kleiner Ausflug in die Problematik „small overlap“ und warum das eine echte Herausforderung ist.
Hier trifft der Unfallgegner das Auto auf der Fahrerseite neben(!) der in der Vergangenheit so sorgsam ausgearbeiteten Crashstruktur, also den Längsträgern im Motorraum.
Also eigentlich ein unachtsamer Fahrer der etwas auf die Gegenfahrbahn gerät.

Dort befinden sich das freie Ende des Stoßfängers, Kotflügel- und Motorhaubenecke und Scheinwerfer, nichts also was nennenswert die Geschwindigkeit abbaut. Dann folgt `ne Menge Nichts. Der Freiraum nämlich den das Vorderrad für Lenk- und Federbewegung braucht, in allen zugelassenen Reifengrößen und ggfs. mit Schneeketten.
Rad bzw. Radaufhängung reißt dann ab und prallt nach kurzem Weg durch das hintere „Nichts“ gegen die A-Säule. Erst dort befindet sich die erste nennenswerte Struktur. Dummerweise ist die aber schon die Fahrgastzelle die sich nur noch sehr wenig verformen soll.
Und die gegenüberliegende Seite hat zu dem Zeitpunkt noch garnichts von dem Aufprall mitbekommen und fährt ungebremst weiter. Das Auto will sich also wie ein Parallelogramm verformen.

Wenn die recht robuste A-Säule alleine nun die Fuhre abbremsen sollte geht das nur mit Beschleunigungskräften die der menschliche Körper nicht oder nur eingeschränkt ertragen kann. Dieses Problem ist ja auch schon mehrfach angesprochen worden. Deswegen wird versucht die Autos nach dem Aufprall seitlich abzulenken so das sie sich nicht verhaken sondern „sanft“ auslaufen können.

Problem #1: Der Fahrer ist durch Sitz und Gurt nur locker mit dem Fahrzeug verbunden. Wenn das Fahrzeug seitlich abgelenkt wird fliegt der Fahrer weiter nach vorn. Airbags im Lenkrad und vielleicht am Dachrahmen öffnen sich, der Kopf fliegt aber genau daneben (das Auto bewegt sich ja seitlich).

Problem #2: Das Verhalten des Rades, einmal macht es Riesenunterschiede ob beim Aufprall grade eine Speiche, ein „Leerraum“ oder eine Mischung aus beidem vorne steht. Zum zweiten lassen leichte Lenkwinkelunterschiede das Rad mal nach außen, mal nach innen wegknicken. Die Berechner müssen mehrere hundert Rechenläufe starten um halbwegs belastbare Aussagen treffen zu können.
Wenn also jemand Wert auf das bestmögliche Verhalten bei dieser Unfallart legt, nur Originalfelgen verwenden, Zubehör wird natürlich nicht getestet.

Gesetzlich ist dieser Crashtest bei uns nicht festgelegt, meine ich(?). Der gilt nur in den USA, und demnächst will China ihn wohl auch übernehmen. Aber durch ADAC und Autozeitschriften ist er hier ja mittlerweile bekannt.

Und dann gibt es ja noch den Seitenaufprall, den Überschlag, den High-speed-Heckaufprall mit 80 km/h hinten rein, den Low-speed-Aufprall für die Versicherungseinstufung, den Dachaufprall, den Pfahlaufprall, den Fußgängeraufprall, den Schrägaufprall, …, …, …, …


(...) Crash-Sicherheit (...) Gerade bei einem Thema, das ja nur für einen Bruchteil der Kunden von Bedeutung ist. Manche Hersteller, darunter ja wohl Mercedes, Saab und Volvo, haben ja früher nicht nur genormte Crashsituationen in der Konstruktion berücksichtigt, sofern sie es schon gab, sondern aus Überzeugung und Erfahrung ihre eigenen Tests entwickelt. Den heute sicher ausgereifteren, genormten Crash-Tests steht ein finanzieller Druck gegenüber, der vermutlich anders als früher weniger Raum für Optimierungen über die geforderten Sicherheitsstandards hinaus lässt...
(...)
Das glaube ich so nicht.
Ich denke „der Kunde“ geht mittlerweile eher stillschweigend von einer guten Crashsicherheit aus (und richtet seinen Augenmerk lieber auf die Internetfähigkeit :call:).

Und zumindest für den Hersteller mit dem Stern, zumindest da wo ich ein wenig Einblick hab, kann ich sagen das die Autos auf die „Höchststernzahl“ hin konstruiert werden und es auch noch weitere firmeninterne Anforderungen gibt. Das wird bei den anderen Herstellern ähnlich sein.


(...) Crashkompatibilität ist ja auch eine der großen und nicht ausreichend beackerten Themen in dem Zusammenhang. (...)

(...) einen Ping Pong-Ball aus dem deutlich leichteren Unfallfahrzeug, dass dann nicht nur bis zum Stillstand abgebremst, sondern nicht selten sogar in die Gegenrichtung beschleunigt wird - was die Insassenbelastungen und damit das Risiko innerer Verletzungen unkalkulierbar steigert. Und das sind keine theoretischen Erwägungen, sondern Erlebnisse aus der Realität.
(...)
Wenn ich das vor Weihnachten richtig mitbekommen habe werden für Europa grade neue Tests ausgearbeitet die diese Themen berücksichtigen sollen. Das Zurückschleudern leichterer Unfallgegner und auch die geometrische Überdeckung in der Breite, Höhe und auch die Eindringtiefe einzelner Bauteile (z.B. Längsträger) werden da wohl mit Minuspunkten bewertet.
Aber wirklich wissen tue ich da nicht Genaues.
 
Ja, ist mir vor ein paar Monaten mit einem Panamera passiert. Als ich mit 240 in eine Kurve fuhr und merkte, dass die langsam zu eng wurde....:redface:...gefühlt fuhr ich 160.....

Man merkte Garnichts an Rückmeldung. Hat alles noch gepasst, da ich auch abgebremst habe, aber da war ein deutlicher Unterschied zwischen "Eindruck" und Realität....ohne Abbremsung (rechtzeitig) wäre es definitiv knapp geworden....und da hätte mir das sicherste Auto auch nicht mehr helfen können....

Den Panamera fährst Du eben so oft wie den 9k und bist die Geschwindikkeitsregionen gewohnt?
 
Den Panamera fährst Du eben so oft wie den 9k und bist die Geschwindikkeitsregionen gewohnt?
Für den Wagen bekommt man schwer ein wirkliches Gefühl. Das gleiche passiert mir ein einem alten 911er nicht.

Wenn ich mich in einen alten Passat oder Volvo setze (>25 Jahre), kann ich den zum ersten Mal fahren, der gibt mir schon eine andere Rückmeldung.

Das ist bei den neuen Autos nicht so. Ist mir auch schon bei vielen Mietwagen aufgefallen, egal ab Kleinwagen, oder größer.

Ich hoffe DU verstehst jetzt, was ich damit meinte....
 
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